Montag, 6. Juli 2015

Mittwoch, 10.06.2015: Laski

Schon lange hatten wir einen Besuch bei unserer ehemaligen Freiwilligen Ance in dem weiter entfernten Einsatzort Laski geplant. Und endlich war es soweit: Frohen Mutes brachen wir mit einem Bus in die Nähe unseres Nationalparkes auf, um der Blindenschule in Laski unsere Aufwartung zu geben. Die "Gesellschaft für die Fürsorge für Blinde in Laski" (Towarzystwo Opieki nad Ociemniałymi w Laskach), die von katholischen Ordensschwestern betrieben wird, unterhält einen Kindergarten und eine Schule bis zur einschließlich 9ten Klasse. Die Schüler können im nach Mädchen und Jungen getrennten Internat auch direkt vor Ort wohnen. Die blinden oder teilweise erblindeten Kinder und Jugendlichen gehen nicht nur regulär zur Schule, sondern lernen auch den Umgang mit einem Blindenstab oder der Blindenschrift Brail und werden ermutigt, an normalen Freizeitaktivitäten wie Reiten, Schwimmen, Radfahren oder Inlineskating teilzunehmen.
Ance holte uns von der Busstation ab und führte uns durch den Nationalpark hin zum ruhig gelegenen Schulterritorium. Zuerst trafen wir Schwester Agatha, die uns viel über Laski, die Schwesterngemeinschaft an sich und über ihren eigenen Werdegang erzählte. Nachher führte uns Ance über das weitläufige Gelände. Wir besuchten die hölzerne Kapelle, den Friedhof, den Spielplatz und sahen uns auch ein wenig im Internat der Mädchen um.
Was natürlich auch nicht fehlen durfte war unsere erste mafiaeigene Produktion: Der Idee folgend, über Volunteer-Probleme zu berichten, entstand der (auf Youtube bereits hundertfach angesehene) Megahit It's so complicated. Viel Spaß!

Sonntag, 21. Juni 2015

Das KZ Majdanek in Lublin

Das Konzentrationslager (KZ) Majdanek in der Nähe von Lublin wurde ab Oktober 1941 zeitgleich mit dem KZ Auschwitz als Schutzhaftlager für Oppositionelle in der neu besetzten Region Lublin errichtet. Das 30ha große Gelände war in 5 rechteckige Felder (Feld I bis V) von jeweils 360x150m Ausmaßen aufgeteilt. Auf jedem Feld standen 20-22 Baracken in zwei Reihen, außerdem gab es eine Küche und einen Waschplatz. Den freien Raum zwischen den Baracken nutzte man als Appellplatz.
In Feld III und IV gab es nur primitive Holzbaracken; nur jene in Feld III stehen heute noch und können besichtigt werden, alle anderen wurden nach dem Krieg zerstört oder demontiert. In den ersten Monaten waren sie auch nur spärlich ausgestattet – die Inhaftierten mussten auf Stroh oder Holzmatten auf dem Boden schlafen, manchmal nur mit einer sehr dünnen Decke und das auch bei den eisigen Temperaturen im Herbst und Winter. Seit dem Frühjahr 1942 standen dreistöckige Holzbetten sowie für die Aufseher Tische und Hocker zur Verfügung. Die im Zuge der Erweiterung des Lagers später errichteten Baracken in Feld I, II und V waren richtige Wohnhäuser mit Fenstern. Im Winter konnten sie durch zwei kleine Öfen beheizt werden; diese Möglichkeit wurde aber nur sparsam genutzt. Auch die ab Herbst 1943 installierten Waschbecken und Toiletten konnten die Hygienebedingungen nur wenig erhöhen, lebten doch seit dem Frühjahr 500 Lagerinsassen in Baracken, die für 250 Leute konzipiert worden waren. Im Mai 1943 erreichte das Lager mit 24 791 Inhaftierten seine höchste Auslastung.



Nur ein Bruchteil des 270ha großen Geländes wurde bis
zur Befreiung 1944 tatsächlich als Lager ausgebaut
(blau schraffiert).


Wenn Gefangenentransporte das Lager erreichten, mussten sich die Ankommenden zunächst in einer Umkleidebaracke ausziehen. Das anschließende Verlesen der Transportliste konnte stundenlang dauern. Die Aufgerufenen ließen ihre mitgebrachten Habsachen zurück, bekamen eine Nummer und mussten dann zu Hunderten ins Bad und in die Infektion. Zuerst wurden ihnen von slowakischen Juden sämtliche Haare vom Körper rasiert, Kopfhaar, Barthaar, unter den Achseln … Nachher wurden sie in einen dreckigen, mit grellblauen Holzlatten verkleideten Raum gedrängt, von dessen Decke mehrere Dutzend Duschköpfe herabhingen, aus denen eiskaltes Wasser herausspritzte, gefolgt von kochendem und nochmals eiskaltem. Danach musste jeder zur Desinfektion in einen Pott heißen, flüssigen Phenols steigen.

Das Bad: Die Duschköpfe sind keine Attrappen,
sondern verspritzten tatsächlich Wasser.

In der Nähe des Lagers wurden Verwaltungs­gebäude und Werkstätten errichten, in denen die Lagerinsassen oft entsprechend ihrer Ausbildung als Schmiede, Köche, oder Zimmerer arbeiteten. In der lagereigenen Goldschmiede wurde das jüdische Gold neu verarbeitet. Auch die Häftlingskleidung wurde in der Nähwerkstatt vor Ort produziert. Heute kann man nur noch die Schusterei besichtigen.
Bis zur Einrichtung des Lebensmittellagers war es Aufgabe der Lubliner Bürger Majdanek mit Lebensmitteln zu versorgen. Doch auch später noch schickten großherzige Frauen Lublins sowie das Polnische Rote Kreuz und der Zentrale Wohl Polens Medizin, Verbände und Therapeutika. Päckchen von außen, die erst illegal ins Lager geschmuggelt, später aber legalisiert wurden, unterstützten die Häftlinge nicht nur praktisch mit Lebensmitteln, sondern gaben ihnen auch die Gewissheit, nicht allein zu stehen und dass soziale und politische Organisationen für sie eintraten. Spezielle Belege erlaubten es einem, seine Familie über den eigenen Verbleib zu informieren. Und manchmal schafften es Akteure der zwischen Gefangenen aller Felder agierenden Widerstandsbewegung auch, Nachrichten aus dem Lager herauszuschmuggeln. Dr. Sztaba zum Beispiel beschrieb seitenweise Papier mit kleinster Handschrift über Baracken und deren Lage, den Lagerplan, die sanitären Umstände, Essen, Arbeit, Behandlung, ankommende und fahrende Transporte, Selektion, Vergasung, Gaskammern, Ermordung durch Hängen und Erschießen, Aufbau der SS, den Nationalitätenschlüssel und Größe und Lage der Gefangenen.
Im KZ Majdanek waren Gefangene mit über 50 verschiedenen Nationalitäten vertreten. Die größten Gruppen stellten Polen, Russen, Weißrussen, Ukrainer und Deutsche dar, aber es saßen auch Franzosen oder Norweger hier ein. Im Frühjahr 1943 wurden überdies vermehrt Juden als Arbeitskräfte, aber auch mit dem Ziel der Ermordung nach Lublin deportiert, sodass das Lager vom „Kriegsgefangenenlager“ zum „Konzentrationslager“ umfunktioniert wurde. Die Selektion der Juden fand im sogenannten „Rosengarten“, einem von Stacheldraht umgebenen Selektionsplatz außerhalb des Lagers, statt, wo die Häftlinge den Lagerarzt Dr. Heinrich Rindfleisch sowie anderen Angehörige der SS passieren mussten und entweder ins Bad oder an die Seite geschickt wurden. Arbeitsfähige, junge Männer wurden von ihren Familien getrennt, während die aussortierten Frauen, Kinder und Alten in die kleinen Gaskammern gepfercht und mit Kohlenstoffmonoxid oder seltener auch Zyklon B vergast wurden. Das alles dauerte nicht länger als 5 Minuten.

Samstag, 20. Juni 2015

Feminismus in Polen


Während man in Deutschland das Wort „Feminismus“ schon gar nicht mehr hören will, erst recht nicht, wenn Herr Professorin XYZ um noch eine Frauenquote kämpft, ist die Gleichstellung von Mann und Frau in Polen zwar auch ein aktuelles Problem, aber viel weniger publik und erhört als bei uns zu Hause.
Offiziell gibt es die Gleichstellung der Geschlechter seit 1989 mit dem Beginn der Dritten Polnischen Republik, doch ein Gleichstellungsgesetz fehlt bis heute. Schuld daran ist der Druck konservativer Kräfte in Staat und Kirche, die den Bestrebungen der etwa 300 polnischen Frauenorganisationen entgegenwirken, und das mangelnde Interesse der Regierungen an den öffentlichen Interessen der Frauen, wie in vielen anderen osteuropäischen Ländern auch. Dass man die Anliegen der polnischen Frauen nicht ernst nimmt, zeigt sich auch im Umgang mit dem Amt für Geschlechtergleichstellung, welches 2006 von der Regierung einfach aufgelöst und zwei Jahre später zwar wieder eingesetzt wurde, aber ohne Kompetenzzuweisungen und damit klar definierte Zuständigkeiten zugewiesen zu bekommen.
Seit 1997 gibt es zwar erste Ansätze, so ist in der Verfassung vom 02. April 1997 die Gleichstellung der aller Bürger in Bezug auf die Rechtsprechung, Menschen- und Bürgerrechte garantiert. Das Arbeitsrecht regelt außerdem eine gleiche Behandlung bei Einstellungen in einen Job, indem es die Diskriminierung einzelner Bewerber aufgrund verschiedener Grundvoraussetzungen verbietet. Ein nationales Programm hingegen, welches rassistische und fremdenfeindliche Diskriminierung bekämpfen und für Toleranz werben soll, sieht Frauen nicht als benachteiligte Gruppe an. Dabei verdienen Frauen im Schnitt 28% weniger Geld im selben Beruf bei gleicher Qualifikation. Des Weiteren werden besonders in Politik und Wirtschaft Männer bevorzugt auf höhere Posten befördert. Grund hierfür ist zudem der Umstand, dass sich Frauen betreffende Gesetzte wie Regelungen zum Mutterschaftsurlaub oder zu Alimenten mit jedem Regierungswechsel ändern. Unternehmen stellen so lieber Männer ein, um von der „politischen Konjunktur“ unabhängig zu bleiben.
Im Jahr 2001 engagierten sich die beiden linken Parteien Arbeitsunion (UP) und Bund der Demokratischen Linken (SLD) sowie die liberal-konservative Bürgerplatt­form (PO) zum ersten Mal für ein 30%-ige Frauenquote auf Wahllisten, die 2011 von Präsident Komorowski auf 35% erhöht wurde. In Wissenschaft und Kultur sind Frauen in Führungspositionen hingegen immer noch eine Seltenheit, konzentriert sich die Geschlechter- und Frauenpolitik doch eher auf Schwangere, z.B. durch die Zahlung eines Entbindungsgeldes in Höhe von 1000 Zloty (ca. 240 Euro). Das Kindergeld, welches an kinderreiche Familien gezahlt wird, ist sehr knapp bemessen und die Betreuung in Kindergärten ist so hart umworben, dass man seine Kinder manchmal schon vor der Geburt, ja sogar schon vor der Schwangerschaft für einen Platz anmelden muss.
Das aktuell am stärksten diskutierte Thema ist das Abtreibungsrecht: Schon seit Jahren trauen sich die verschiedenen Regierungen nicht an eine Novellierung des Gesetztes heran. Zur Zeit ist eine Abtreibung in Polen illegal, es sei denn, die Schwangerschaft gefährde die Gesundheit der Mutter oder stamme aus einer Vergewaltigung. Trotz der konservativen Meinung zur Abtreibung und des Drucks aus dem konservativen Spektrum der Kirche sind alle Versuche, ein Verbot der Abtreibung in der Verfassung zu verankern, bis jetzt gescheitert.

Mittwoch, 17. Juni 2015

Freitag bis Sonntag, 29. - 31.05.2015: Von Ziegen, Zoos und anderen Tieren

Eigentlich gibt es nicht so viel zu erzählen: Ich hatte schon am Donnerstag zuvor einen Heuschnupfenschub bekommen und war nur schwer für irgendetwas zu begeistern, aber meine Bustickets waren schon gekauft und so fuhr ich nach Posen, die ach so deutsche Stadt, die es sogar bei einigen von meinen Mitmenschen hier zur schönsten Stadt Polens geschafft hatte.
Posen hat ja zwei kleine Ziegenböcke im Wappen und überhaupt sind sie das Wahrzeichen der Stadt, was man jeden Tag zur Mittagszeit an der Rathausuhr beobachten kann. Vom Uhrmechanismus angetrieben erscheinen zwei kleine Böcklein, die sich auf den Rathaussims 12 Mal mit den Hörnern stoßen. Die Legende besagt, dass bei einem großen Fest 1551 zur Einweihung der neuen Rathausuhr die festliche Rehkeule versehentlich ins Feuer rutschte und ein Küchenbursche daraufhin zwei Böcklein stattdessen für das Mahl herbeischaffte. Die Tiere jedoch, die ihre Bestimmung erahnten, flohen auf den Rathausturm und stießen sich dort auf dem Sims zur Belustigung der Anwesenden mit den Hörnern, was sie auch heute noch tun.



Ich nutzte das gute Wetter zu einem ausgedehnten Spaziergang um den Maltasee, wo gerade europäische Rudermeisterschaften stattfanden. Doch obwohl ich Blicke auf das ein oder andere deutsche Team erhaschen kannte, erkannte ich natürlich keinen dieser Sportler – Rudern ist einfach nicht so auf meinem Radar.


Da Posen auch nicht sehr groß ist, statte ich den Alten Zoo einen Besuch ab, der nach dem Umzug der Großtiere nun nurmehr Haustiere wie Schafe, Rinder, Esel, Hasen, Vögel und Schildkröten beheimatet. Trotzdem lud der urige, schattige Platz zum Verweilen ein. Auch ein Museum stand auf meiner Liste und wie ich dort ganz zaghaft eintrat, wurde ich freundlich von einem alten Herren begrüßt, der mich einlud, mir alles anzuschauen und mir sogleich eine Führung begann. Als ich ihm dann erzählte, ich sei nicht aus Polen, sondern aus Deutschland, gar aus Jena in Thüringen, da freute er sich sehr und berichtete ausführlich nicht nur von den Posener Bambergern, sondern auch von seinen vielen Besuchen in Thüringen. Ich war überrascht, wie viele Orte er kannte, auch kleine, die vermutlich nicht mal alle Thüringer kennen. Manchmal trifft man eben ganz überraschend Leute, die auf ganz besondere Weise mit einem verbunden sind.
Am Sonntag hatte ich eigentlich in Warschau in den Zoo gehen wollen, weil gutes Wetter angesagt war und ich außerdem Lust auf Zoo hatte. Bei meiner Abfahrt aber hatte ich einen der vielen Werbezettel in die Hand gedrückt bekommen (Werbezettel, die man in Warschau ja immer und überall bekommt) und das Thema ließ mich meine Pläne ändern: Es fand ein Springturnier statt und der Eintritt war frei. Also nutze ich das kostenlose Polskibus-WLAN und bahnte mir meinen Weg über einen 9-spurigen Bahnübergang (die Schranken begannen sich zu schließen, als ich noch in der Mitte war) und durch ein paar Grüngartenanlagen hin zum Feld. Ja, es war schön, mal wieder ein Springreiten zu sehen, auch wenn die Wettbewerbe sehr klein waren, manchmal nur mit 3 Startern, manchmal 5 Starter, aber für 3 Pferde der gleiche Reiter ... ich musste viel warten, genoss aber die frische Luft und die gute Atmosphäre. Ein guter Abschluss für ein gelungener Wochenende!



Montag, 1. Juni 2015

Montag, 25.05.2015: Neue Aufgaben

An jenem Montag war ich seit Langem mal wieder mit meinem intelligenten Kind Natalia bei Aga zur Sprachtherapie, irgendwie hatten wir wenig Zeit und Natalia viel zu erzählen und so kamen wir nur noch ganz kurz dazu, die "tubki" zu machen. Die pfeifenähnlichen Röhren sind aus Gummi und Natalia muss darauf beißen und kauen, um ihre Kaumuskulatur zu stärken und den Mund weiter öffnen zu können. Außerdem soll sie dabei lernen, ihren starken Speichelfluss zu kontrollieren und den Speichel herunterzuschlucken und nicht die ganze Zeit zu sabbern.
Deshalb bekam ich die grandios verantwortungsvolle Aufgabe, jeden Tag vor dem Mittagessen mit ihr in 5 Sätzen die tubki zu üben. Da sie im Mund der sensitiv ist und normalerweise Aga die tubki mit ihr macht, wollte sie am ersten Tag den Mund gar nicht erst aufmachen. Aber nach gutem Zureden haben wir brav 5 Sätze geübt, jeweils 10x Kauen rechts und links, und zum Kaffeetrinken, wenn sie normalerweise noch verschlafen ist und die Zähne nicht auseinander bekommt, konnte ich erste Erfolge sehen. Das ehrt mich natürlich, so eine verantwortungsvolle Aufgabe übertragen bekommen zu haben, und es freut mich, dass die Übung auch sichtlich Erfolg zeigt. Aber ich frage mich dann, warum noch niemand eher daran gedacht hat, diese Übung täglich mit dem Kinde zu machen ...

Samstag bis Mittwoch, 16. - 20.05.2015: Und noch eine Präsentation: Sobków

Es standen mal wieder Präsentationen an, diesmal etwas ganz Neues: über Deutschland. Also setzten Martha und ich uns zusammen und entwarfen einen, so fanden wir, witzigen Workshop zur deutschen Kultur, Sprache und Geschichte. Und so perfekt vorbereitet brachen wir mit einem Muszkieter-Bus nach Kielce auf, wo wir von unserem Lehrer abgeholt wurden.
Wir waren für mehrere Tage eingeladen worden, um einen polnisch-niederländischen Schulaustausch mit zu betreuen. Am Sonntag trafen wir uns zum ersten Mal zu einem Ausflug ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz/Birkenau. Die Organisation ließ allerdings zu wünschen übrig und so bereitete es den Niederländern einige Probleme der deutschsprachigen Führung mit stark polnischem Akzent überhaupt zu folgen.
Am Montag hatten wir dann zwei Treffen: Das erste Treffen war mit den 8- und 9-Klässlern des Gymnasiums, die am Austausch teilnahmen. Obwohl ihre Englisch-Kenntnisse nicht überragend waren, zeigten sie doch Interesse und nahmen an all unseren auflockernden Tänzen und Spielen (Laurentia, das Fliegerlied, Topfschlagen) sehr aktiv teil und hatten auch sichtlich Spaß beim abschließenden "Moskau, Moskau". Gleich danach fuhren wir ins Nachbardorf zu einer Grundschule und die Kleinen hatten natürlich noch mehr Freude mit unserem Erscheinen, konnten sie doch Geschichtsunterricht schwänzen und außerdem ein bisschen Spaß haben. Am Nachmittag holten wir dann die Holländer mit der Pferdekutsche vom Bahnhof ab, denn sie waren noch einen Tag länger in Krakau geblieben ... anders als in den letzten Jahren, wo die internationalen Schüler immer die ganze Zeit mit den polnischen zusammen gewesen waren.


Am nächsten Morgen stand dann unser Workshop für die Gäste an. Da Niederländisch und Englisch eher ähnlich und der Sprachunterricht in den Niederlanden erfahrungsgemäß besser ist, erwarteten wir eigentlich eine rege Teilnahme der Schüler an unseren Diskussionen. Oder zumindest ein bisschen Mitarbeit, denn sie verstanden immer jedes Wort. Stattdessen aber saßen die Lehrer fröhlich und lautstark quatschend hinten in dem sehr kleinen Raum und übersetzten dann auch noch jeden zweiten Satz, sodass wir trotz aller Bemühungen nichts aus den Gören herauskitzeln konnten. Schade ... schade, dass wir mit ihnen zurück nach Warschau fahren mussten.
Naja, immerhin machten wir am Folgetag auf der Rückfahrt noch einen kleinen Abstecher in die Berge und alles in allem war es schon eine schöne Reise mit netten Gastfamilien und schöner Dorflandschaft, ja, doch, immer wieder gern.

Montag bis Samstag, 04.05. - 09.05.2015: Parada Schumana

Kennen Sie den 09. Mai? Nein? – Um ganz ehrlich zu sein: Ich wusste auch nicht so recht, was am 09. Mai für ein Fest- oder Gedenktag sein sollte und ich wusste es sogar nicht, bis die Parade schon lange vorbei war. Aber halt, von vorne:
Meine koordinierende Organisation ist ja die Robert-Schuman-Stiftung und wie viele andere wahrscheinlich auch, dachte ich erst einmal: Schuman? War das nicht ein Komponist? – Nun gab es viele Komponisten mit dem Namen Schumann, sogar einen Robert Schumann. Aber nein, unsere europäisch ausgelegte Stiftung ist nach dem französischem Außenminister Robert Schuman benannt (man beachte: nur ein N), der am 09.05.1950 den Schuman-Plan ins Leben rief, nämlich die Zusammenlegung der deutschen und französischen Kohle- und Stahlproduktionen und somit über ein paar mehr Schritte den Grundstein für die Europäische Union legte. Deshalb wird am 09.05. jeden Jahres der Europatag begangen. Und aus diesem Anlass findet immer Anfang Mai in Warschau die Schuman-Parade statt, an welcher unsere Stiftung und natürlich auch wir freiwilligen einen großen Anteil nahmen.
Die Parade ist ein Fest, zu dem tausende Menschen aus Polen und ganz Europa kommen. Neben dem eigentlichen Festumzug gibt es ein Zeltdorf, in dem sich verschiedene Vereine und Organisationen präsentieren und für (sich selbst und) europäische Gedanken werben. Es schlagen immer besonders viele Schulklassen auf, aber auch die Teilnehmer des Europäischen Schulclub Treffens, das dieses Jahr von unserer Freiwilligen Vaska organisiert wurde. Wir anderen bereiteten hingegen mit unseren Kindergärten verschiedene Spiele und Aktivitäten vor, um den Besuchern mehr über Integration und Behinderung zu vermitteln. So konnte man mit dicken Handschuhen und zugeklebten Brillen versuchen, in einem Katalog eine bestimmte Seite zu finden und etwas davon vorzulesen. Oder man konnte in einem Memory Piktogramme und ihre Bedeutung einander zuordnen. Für die Kleineren hatten wir ein Schwungtuch mitgebracht und die Kreativen konnten sich kleine Klopapierrollen-Eulen basteln.
Da unsere Vorbereitungen viel Zeit in Anspruch nahmen, trafen wir uns schon die Woche vorher fast täglich, sei es, um ein Laken mit Flaggen zu bemalen, unsere "Wo komme ich her?"-Präsentationen zu vollenden oder die lebensechte Supervolunteer-Puppe zu tapen. Aber seht selbst:


Iras erste Modelrolle ...

Ira, unser Supervolunteer Ira 2 und ich



Mal eben noch ein Kindergartenlogo malen –
kein Problem als Supervolunteer




Schuman-Mafia reunited with Ance
Am selben Samstag fand außerdem ein "wissenschaftliches Piknik" im Stadion statt und so kam es, dass ich es schließlich doch noch in dieses spektakuläre, aber irgendwie klein wirkende, architektonische Meisterwerk schaffte.