Am folgenden Samstag erreichten Vasylyna aus der Ukraine und Francesco aus Italien Warschau. Sie wohnen beide in Gocław, Vaska arbeitet in der Foundation und Francesco in meinem Kindergarten. Da es der erste Tag ohne Termin am Morgen war, schliefen wir uns und erkundeten danach den „nahen“ Wald. Ganz so nah war er dann jedoch nicht – wir mussten ein Pärkchen und das Metro-Depot passieren, bevor wir hinter einer Ecke endlich den Waldesrand erspähten. Der Wald ist recht groß, mit hohen, dürren Bäumchen, die viel Licht durchlassen und eine Märchenwaldatmosphäre zaubern. Viele Familien, Jogger und Radfahrer nutzen die Waldwege zum Sporttreiben oder Entspannen.
Des Nachmittags wollten wir eigentlich alle zusammen Francesco vom Bus aufklauben, aber als wir Kabaty-Mädels dort ankamen, war weit und breit niemand zu sehen. Ein kurzer Blick aufs Handy verriet uns: „Francesco ist schon angekommen, wir holen ihn jetzt ab. Ihr könnt auch zum Centrum kommen oder dann in unsere Wohnung, ok?“ Ja, das war okay, mit dem kleinen Haken, dass die Nachricht vor etwa einer Stunde eingetroffen war. Also nahmen wir den Bus gen Gocław und machten uns miteinander bekannt. Und weil Elodie gern shoppen gehen wollte und Vaska nach ihrer 17-stündigen Reise in einem sehr unkomfortablen Bus noch immer nicht genug hatte, starteten wir alsbald unsere erste Shoppingtour in das neuste Einkaufszentrum Warschaus, Złote Terasy, direkt am Hauptbahnhof. Der Bau besticht durch sein gewelltes Dach und seinen mehretagigen Bau. Ganz oben ist eine ganze Etage nur für die kulinarischen Gelüste der Einkaufenden reserviert und da die Platzwahl beliebig ist, kann sich jeder dort etwas zu beißen holen, wo er will, und man kann dann trotzdem gemeinsam spachteln.
Die Herren der Schöpfung waren daheim geblieben, hielten nicht so viel von Shoppen. Aber am Abend wollten wir uns gern noch einmal Treffen. Suzi kam ganz spontan die Idee, doch in den berüchtigten Stadtteil Praga zu fahren und so nahmen wir den erstbesten Bus und suchten nach einem guten Pub. Wir fanden auch einen, mit russischer Live-Musik. Aber er war natürlich heillos überfüllt. Und weil es von Gocław nach Praga eine Weile dauert, flanierten wir ein wenig hin und her, kamen am längsten Haus Warschaus und einem Busbahnhof vorbei, fanden aber auch keine zweite Gelegenheit, einzukehren, außer der alten Wodka-Fabrik, wo gerade eine „zamknięta impreza” stattfand, und einer Kneipe, in der eine Hochzeit gefeiert wurden. Leider lud man uns nicht ein. Also zogen wir wieder von dannen. Fazit: Das einzig gefährliche an Praga sind Hunde, die größer als ihre Herrchen sind. Also keine Scheu, hier gibt es viel zu entdecken, auch nach 18:00 Uhr.
Als wir unseren Weg in Richtung Stadtzentrum fortsetzten, kamen uns Scharen von Menschen aus dem Stadion entgegen gepilgert. Aus reiner Neugier und verbleibender Zeit machten wir also den kleinen Abstecher, wurden aber einige Meter vor dem heiligen Inneren von einem Wachmann harsch abgewiesen, es wäre gerade ein Windsurfingfestival, der Eintritt koste … ich weiß nicht mehr genau, vielleicht 60 zł ... aber in 10 Minuten wäre es eh vorbei. So einer aber auch: Für diese 10 Minuten hätte er uns ruhig mal gratis gucken lassen können.
Der Kulturpalast |
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