Donnerstag, 30. Oktober 2014

Samstag, 25.10.2014: Łódź – das Chemnitz von Polen

Frederike und ich waren an jedem Samstag ganz spontan in Łódź. Ich hatte die Nacht zuvor sehr lange gearbeitet und war entsprechend müde, als das Mädel gegen halb 10 in mein Zimmer gehüpft kam und mich fragte, ob wir per blablacar nach Poznań reisen wollten. Öhm, ja, klar, gleich. Doch dann sagten uns die ersten beiden ab, weil sie schon voll waren und außerdem ist Poznań vergleichsweise weit weg (ja, ich verliere hier in Polen langsam die Dimensionen von Entfernung: In Deutschland fand ich es schon weit von Jena nach Leipzig zu fahren, hier hitchhiken wir mal schnell nach Riga hoch oder überlegen, ob wir einen 1-Tages-Ausflug nach Poznań machen) – man braucht etwas 2,5 h und wir wollten ja auch was sehen von der Stadt. Also suchte ich nach Wägelchen in die nächste Großstadt Łódź, die immerhin 700.000 Einwohner vorweisen kann. Gesagt, getan, wir fanden den 20-jährigen Piotr und vereinbarten einen Treffpunkt bei Metro Wilanowska, das Sich-Finden nahm aber mehr Zeit in Anspruch als erwartet – ja, und Polen haben es natürlich nicht so mit der Pünktlichkeit. 
 Piotr erzählte uns, Łódź sei keine besonders schöne Stadt, empfahl uns aber die richtige Straße und es sollte sich herausstellen, dass er Recht hatte. Łódź ist, ehrlich gesagt, eine einzige Baustelle. Wir schafften es nicht einmal der Hauptstraße zu folgen, ohne einen riesigen Umweg durch ein Kino und den ersten Einkaufstempel zu nehmen (okay, wir kehrten selbstverständlich freiwillig ein, auf der Suche nach einem guten Café). Und bis wir bei der einzig schönen Straße und Touristenattraktion der Stadt ankamen, sahen wir nicht eine schöne Sache und so bekam Łódź für uns den Beinamen „Chemnitz Polens“, denn Chemnitz ist genau so eine hässliche Stadt, nur mit dem Unterschied, dass Chemnitz klein und für Deutschland relativ unbedeutend, Łódź aber immerhin die drittgrößte Stadt Polens ist. (Bitte nicht beleidigt sein, wenn Ihr aus Chemnitz kommt - das war nur mein Eindruck, als ich einst da war, und Frederike konnte mir nur zustimmen.)
Wir kamen also irgendwann auf der ulica Piotrkowska an, die von schönen, alten Häusern gesäumt ist und immer mal die eine oder andere verharrende Plastik aufweist. Ja, alles an dieser Straße ist sehenswert. Wir liefen sie gern entlang und freuten uns auf den Platz, in dem sie mündete, denn auf Google maps hatte er ganz gut ausgesehen. Man muss dazu sagen, dass Łódź keine typische Altstadt mit Marktplatz oder so hat. Als wir uns aber dem Ende der Straße näherten, auf der Suche nach einem Café um uns aufzuwärmen, denn es war arschkalt, haute uns die schiere Hässlichkeit dieses kommunistischen Platzes einfach um. Ja, „Karl-Marx-Stadt Polens“ passt wohl noch besser.

Namen von Einwohnern sind in die Straße eingelassen

Julian Tuwim (Poet) und ich kennen uns noch von früher


Wie auf dem Walk of Fame sind die Namen berühmter Filmhochschul-
absolventen mitsamt Stern in den Boden eingelassen

Wir retteten uns in die zweite Attraktion von Łódź, „manufaktura“, eine alte Textilfabrik, die neu aufgebaut wurde und heute Geschäfte und Restaurants beherbergt. Wir aßen in einem Keller Pierogi und Żurek und Frederike probierte seit 1,5 Jahren zum ersten Mal wieder Fleisch, weil ihre Pierogi mit der typischen Specksoße überschwemmt waren. Und schon organisierten wir unsere Rückreise ...



Freitag, 24.10.2014: Ausblick von der Dachterrasse der Universitätsbibliothek

Das Wetter ist sehr unbeständig um diese Jahreszeit. Einen Tag waren es noch 20°C, am anderen waren wir beim Gefrierpunkt angelangt. Aber solang es nicht regnet, kann man sich ja warm anziehen und weil die Sonne so schön schien und ich noch nie auf der Dachterrasse mit dem tollen Ausblick gewesen war und mir diesen nicht entgehen lassen wollte, entschlossen Frederike und ich kurzerhand, einen kleinen Ausflug in die Stadt zu machen. Durch diverse Staus und Baustellen brauchten wir aber sehr lange, bis wir einander fanden.
Der Dachgarten hat eine Fläche von über 1 ha und ist somit einer der größten in Europa, da er auf 5000 m² Grünpflanzen beherbergt. Im Jahre 2002 eröffnet ist er nicht für Studenten, sondern öffentlich zugänglich und man hat eine gute Aussicht gen Wisła, z.B. Praga. 



Blick gen Praga

Mittwoch, 22.10.2014: Theaterbesuch mit dem Kindergarten

Zur Bildung in unserem Kindergarten gehören verschiedene Arten von Theateraktivitäten. Zwei Mal im Monat gibt es anstatt der täglichen Musikstunde ein Theaterspiel, das meistens die Logopädinnen Aga und Paulina vorbereiten, sich dann entsprechend verkleiden und mit Liedern und kleinen Spielen für die Kinder etwas darbieten. Außerdem bereiten die Kinder einmal im Jahr ein Theaterspiel für ihre Eltern vor, ich schätze mal, dass wir es vor Weihnachten einüben und dann vor den Ferien vorspielen werden. Auch die Lehrer bereiten einmal im Jahr ein größeres Theaterspiel für die Kinder vor. Was ich aber jenem Mittwoch erleben durfte war die Kooperation des Kindergartens mit dem Theater Gulliver. Seit Jahren besuchen die Kinder 4 Mal im Jahr dieses Theater und manchmal treffen sich die Kinder hinterher noch mit den Schauspielern. 
Die Kinder gehen prinzipiell mit ihren Eltern ins Theater. Weil aber nicht alle Eltern Zeit hatten und manchen Kindern Theater nicht gefällt, blieben die Lehrerinnen mit den restlichen Kindern im Kindergarten und nur die Therapeutinnen Aga und Ingrid sowie wir drei Freiwillige begleiteten die frohe Rollstuhschar zu dem Stück "Bajka o deszczowej kropelce i tęczy" (auf Deutsch: Märchen vom Regentropfen und Regenbogen). Es geht um einen Regentropfen, der partout nicht auf die Erde fallen will, sondern lieber tanzt. Und nach und nach bringt er jedwedem Tier das Tanzen bei, aber dann kommt die Sonne und alles verdorrt und alle sind durstig ... naja, ihr wisst schon, natürlich gibt es ein Happy End und das Stück endet mit ganz viel Regen ... und einem Regenbogen =)

Beim Intro


Erwähnenswert ist noch, dass die Kinder nicht einfach nur zur angenehmen Berieselung ins Theater gehen, nein: Aga hatte sehr viele Kommunikatoren mitgenommen, auf denen die Kinder vor Beginn des Stückes sich gegenseitig begrüßen konnten und ihren Eltern zeigen, was sie schon gelernt hatten. Kurz zur Erklärung: Die Kommunikatoren sind Geräte, auf die man kurze Dinge sprechen kann, z.B. Dzień dobry, dann kleben wir Zettel mit entsprechenden Bildchen auf die Drückflächen und wenn die Kinder das richtige Bild wählen, wird die entsprechend aufgenommene Phrase abgespielt.
Wir nutzen die Kommunikatoren oft auch in der Unterrichtsstunde, z.B. wenn die Kinder Farben zuordnen sollen. Und manchmal benutzen wir sie auch, um den Kindern Lieder beizubringen. Aber diese Therapie werde ich später noch vorstellen.

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Montag bis Sonntag, 13. - 19.10.2014: Mein on-arrival training in Agrykola (Warschau)

Zum Europäischen Freiwilligendienst gehört ein obligatorisches on-arrival training, das möglichst bald nach der Ankunft stattfinden soll. Freiwillige aus dem ganzen Gastland (also für mich Polen) treffen sich an einem Ort und haben eine Art Weiterbildung. Wir lernten also etwas über den EVS an sich, über Rechte und Pflichten, wir konnten offene Fragen klären und uns über unsere Projekte und Erwartungen austauschen. Aber natürlich haben wir auch viele Aktivitäten zur Teambildung gemacht, haben Inspiration für unsere Arbeit mit Kindern bekommen und auch Tipps, wie man gut Polnisch lernen oder seine eigene Sprache lehren kann. Damit jeder nach dieser Woche zufrieden ist, sammelten wir zu Beginn unsere Erwartungen und so ist auch jedes on-arrival etwas anders. Ich war mit Martha als letztes aus unserer Schuman-Volunteer-Gruppe beim on-arrival. Wir waren mit 7 Deutschen eine sehr große deutsche Gruppe, außerdem hatten wir 7 Leute aus Krakau - und das sind bei knapp 25 Teilnehmer ein gutes Viertel. Nichtsdestotrotz war die Woche sehr gut. Kulturell konnte sie mit einer Stadtführung und traditionellem, polnischem Tanz aufwarten, das Wetter war sonnig und viele Spaziergänge in den Łazienki-Park standen auf dem Programm. Eine besonders erwähnenswerte Aufgabe (von all den Gesprächsrunden abgesehen) war folgende: Wir suchten uns in Kleingruppen ein Thema, welches uns interessierte, um befragten dazu Leute auf der Straße. Mein Thema war mehr oder weniger "Was denken Polen über Deutsche und Deutschland" und witzigerweise bearbeitete ich es mit 3 Spaniern. Das Ergebnis der Umfrage werde ich später in einem gesonderten Beitrag zusammenfassen. Hier ein paar Impressionen der Woche:


Wer 3x um die Glocke läuft, dessen Wunsch geht in Erfüllung.

2/3 meiner spanischen Gruppenmitglieder






Donnerstag bis Sonntag, 09. - 12.10.2014: Hitchhiking-Trip nach Vilnius und Riga


Das ich so eine verrückte Reise machen würde, hätte ich nicht für möglich gehalten. Zumindest nicht so bald. Und ja, am Anfang war ich skeptisch, wie sollte das schon gehen, dieses Hitchhiken, wer würde uns schon mitnehmen, und so viele Leute. Doch schon nach Vilnius wurden wir nach vielleicht 5 oder 10 Minuten von jemand aufgegriffen, Krzysztof, der besser Englisch sprach, als er dachte, als Maschinist und Stuntman arbeitet und vielleicht nächstes Jahr heiraten will. Er hing zwar die ganze Zeit am Handy, schaute nicht immer auf die Straße sondern auch mal auf den Laptop oder in den Rückspiegel und fuhr außerdem wie ein Berserker, aber er kaufte uns immerhin bei der ersten Gelegenheit einen Autoatlas von Polen, weil wir unsere Karte an der Wand im Wohnzimmer vergessen hatten, und brachte uns in zwei Stunden nicht nur nach Białystok, sondern sogar noch 55km weiter bis fast nach Augustów. Dort setzte er uns bei einem Motel ab, einem Haltepunkt für viele LKWs, nur dass viele davon erst am nächsten Morgen weiterführen. Wir standen also eine Weile wartend herum, mal auf der einen, mal auf der anderen Seite. Da stoppte schon ein langer LKW in unserer Einfahrt, die eigentlich die Ausfahrt war, und der Fahrer winkte uns zu sich und nahm uns auch alle drei zu sich ins Führerhäuschen auf. Er sprach nur Polnisch, war aber sehr freundlich und witzig, erzählte gleich seinem Kollegen per Funk, dass er trzy dziewczyny aufgegabelt hatte, und mit unseren Basis-Sprachkenntnissen kamen wir doch ganz gut zurecht. Ja, für mich war es gut zu sehen, dass ich mich ausreichend mitteilen kann, gut, einfach einmal zu sprechen, weil man es muss, ohne Option auf Englisch.  Und dann klappte dieser zweite Krzysztof das zweite Bett herunter und weil Elodie wach bleiben und aufpassen wollte, schliefen Frederike unten und ich oben einen kurzen, wackeligen, aber doch auch guten Schlaf. 


Weil unser Fahrer mit seinem Truck natürlich nicht in das kleine Vilnius fahren konnte, setzte er un auf der Autobahn ab, die zwar autoleer, aber wundervoll beleuchtet war, und sagte uns, wir müssten nur 2km na lewo, na lewo. Nur als wir dann nach diversen Klettereien auf einer Straße ankamen, waren dort 11km ausgewiesen. Und diese führten durch einen dunklen, dunklen Wald ... Was also tun? Wieder hitchhiken. Und tatsächlich blieb sehr schnell ein alter Mann stehen, der uns zwar nicht gut verstand, uns aber nach einer polnischen Erklärung zu sich einlud und uns an einem sehr zentralen Platz absetzte. Ja, an diesem Tag hatten alle unsere Hitchhiking-Pläne wunderbar geklappt. Wir hatten nirgends lange gewartet, alle waren sehr nett gewesen, wir waren angekommen und nach umgerechnet 1,40€ pro Person Taxifahrt sogar bei Andrew, unser Übernachtungsgelegenheit, aufgeschlagen, wo wir süßen Tee tranken, über Weißrussland und die Ukraine, das schöne Vilnius an sich und unsere Pläne sprachen und irgendwann zufrieden in den kuscheligen Schlafsack fielen.


Am nächsten Morgen brachen wir ohne Führung zu unserer Stadterkundung auf. Die Stadt ist schön, zumindest die Altstadt. Das kommunistische Viertel, in dem wir genächtigt hatten, reizte mich hingegen gar nicht, aber das ist ja bei allen großen Städten so. Wir nahmen erst einmal in einem kleinen Kaffee ein süßes Frühstück, mit einem super leckeren Chai Latte mit Zimt und Schoko und Muffin ein ... einfach herrlich. Und das bei schönsten Wetter. Danach begannen wir die Altstadt zu entdecken, trafen sehr viele Deutsche, in der Tourist-Info eine sehr nette Frau und Elodie ließ sich einen Piercing stechen. Während sie das tat, warteten Frederike und ich unterhalb des Turms im Park und sahen viele Gruppen, die in Bauarbeiterkleidung zusammen gebunden waren und sangen. Hernach stiegen wir zum Turm auf und es war unglaublich friedlich, hoch über der Stadt, bei tollem Wetter und herbstlich buntem Laub.

Unser kommunistischer Wohnblock

Ein gutes Frühstück rettet jeden Tag =)

Blick in eine griechisch-katholische Kirche

Zwei Deutsche vor dem Deutschen Restaurant  "Bunte Gans"

Blick in eine russisch-orthodoxe Kirche

Der Marktplatz

Der Turm

Blick auf die Neustadt

Blick auf die Altstadt

Wir liefen am Fluss entlang zu unserem Bus und nahmen in dem nahen Einkaufszentrum ein Abendbrot ein. Vor dem Einkaufszentrum malten wir uns dann ein Riga-Schild und hielten wieder den Daumen raus. Viele Autos standen an der Ampel und sofort gabelte uns jemand auf. Er verlegte Fliesen und war freundlich, doch dann gerieten wir in einen Stau und er entschied, eine andere Route zu nehmen. Also sprangen wir an einer Ausfahrt raus. Und wieder warteten wir nicht lange. Ein Vitus aus Weißrussland nahm uns auf. Er sprach besser Englisch, als er dachte und wir unterhielten uns viel. Witzigerweise fragten uns unsere Mitfahrgelegenheiten immer, ob wir uns keine Sorgen machten, ob uns etwas passieren könnte ... und wir sagten immer, wir seien drei wehrhafte, junge Frauen.
Wie auch immer, er setzte uns nach einer Ausfahrt ab, in völliger Dunkelheit. Mal davon abgesehen, dass es dunkel war und man uns schlecht sah, malte ich uns eigentlich gute Chancen aus, mitgenommen zu werden, hatten wir ja bisher immer schnell jemanden gefunden und außerdem war es erst gegen 8. Aber es kamen nicht viele Autos und trotz beleuchteter Porsche-Hand hielt nicht ein Auto und so gaben wir nach vielleicht zwei Stunden schließlich auf. Wir hatten schon überlegt, in das nahe Dorf zu geh und um Hilfe zu bitten, als auf der Gegenfahrbahn ein kleiner Laster hielt und lange stehen blieb. Wir gingen, ob wir helfen konnten. Der Fahrer sprach nur Russisch, also versuchte ich es auf Polnisch und wir schafften es ihm klar zu machen, dass wir gerne zur nächsten Stadt wollten. Obwohl er nur zwei Beifahrerplätze hatte, quetschten wir uns alle drei rein, Frederike auf meinem Schoß, und er ließ uns an einer Tankstelle raus, wo es auch ein Hotel gab. Nach wenigen Minuten Probieren kauften wir uns etwas zum Beißen und checkten im Hotel ein. Mit knapp 24€ pro Person im 3er-Zimmer war es eine sehr teure Nacht, dafür aber mit Dusche, warmer Decke, freiem Internet, TV, nettem Bild ... ein richtiger Hotelaufenthalt eben.
Wir genossen ihn, nahmen am Morgen Kaffee und Tee mit diversen Gebäckstücken zu uns und hielten wieder unser Riga-Schild raus. Ein netter rundlicher Mann im mittleren Alter aus Riga lud uns ein. Er war nicht sehr gesprächig, aber immer mal leierte er ein Ründchen an und dann erzählte er von einem Nationalpark nahe Riga und wie schön dieser im Herbst sei und er suchte uns sogar Züge heraus, wie wir dahin kommen könnten. Außerdem empfahl er uns die Bucht, welche aber 12km vom Stadtzentrum entfernt ist, obwohl Riga natürlich am Meer liegt. Netterweise brachte er uns zu Diana nach Hause, sodass wir nicht erst ihre Adresse suchen mussten und außerdem unser Gepäck ablegen konnten.
Diana ist eine so nette und liebenswerte Person. Sie machte uns gleich ein paar Brote und hatte sogar zwei Betten bezogen und Handtücher rausgelegt. Sie hat eine wunderschöne Katze und einen sehr dicken Hund mit einem sehr weichen, aber kurzen Fell.



Und schon ging sie mit uns zur Haltestelle, kaufte uns 2-Fahrten-Tickets und wartete sogar mit uns auf den Bus. Eigentlich sollten wir bis zur Endstation fahren und eigentlich hatte die auch einen sehr einfachen Namen, aber irgendwie verpassten wir es trotzdem dort auszusteigen, wo alle ausstiegen, weil einfach keine Ansage kam, welche Station wir gerade passierten. Also fuhren wir noch eine kleine große Runde zur nächsten Station, liefen dann ein Stück zurück und kamen zu einem wunderschönen Park. Der Herbst hier ist besonders schön, die Bäume waren noch grün, aber es gab auch schon bunte Blätter. Das Licht war großartig, alles war großartig.
Auf dem Weg in die Innenstadt, wo wir uns mit Frederikes Freundin Lelde treffen wollten, kamen wir noch am Freiheitsdenkmal vorbei, dem Zeichen der Souveränität Lettlands. Zwei Militärs halten hier Mahnwache.


Und dann trafen wir schon Lelde und Tomass an einem Markt, den wir im Laufe des Tages gefühlte tausend Mal passierten. Zuerst suchten wir ein Café und wir schafften es tatsächlich, den letzten Tisch in Mārtiņa Beķereja zu ergattern, einer so tollen Bäckerei mit Café: Sie hatten mindestens 20 Sorten Tee, guten Tee. Und dann eine lange Theke mit so tollen Kuchen, mit Creme, mit Frucht, kleine Törtchen, Rollen, Blechkuchen etc. Und hinter den Verkäuferinnen gab es noch mehr Kuchen: Blechkuchen, die man nach Gewicht bezahlt, Gebäckstücke, Kekse. Und ich bezahlte für 2 große Stück Kuchen gerade einmal 0,75€ – für das Geld hätte ich in Deutschland nicht mal ein Stück Kuchen bekommen.


Danach gingen wir durch die Altstadt, die sich effektiv zwischen zwei Brücken befindet. Auch die Bibliothek ist wirklich schön, aber war wie fast immer alles viel zu teuer und wird dafür von vielen nicht gemocht. Auf jeder Etage sind Bäder, Ausstellungen, Waschbecken auf dem Flur, es ist cool getäfelt … ich verliebte mich mehr und mehr in Riga und Lettland an sich (okay, ich weiß nichts über Lettland, ich kenne nur Riga, aber ich liebe es, wirklich). Nach der Aussicht kehrten wir in die Stadt zurück. Da ist dieses super schöne Rathaus mit blauer Uhr, ein Marktplatz mit Kirche und die drei ältesten Häuser. Wir shoppten in einem Laden und ich fand heraus, dass in der lettischen Ornamentik das Hakenkreuz ein Symbol für Sonnenenergie ist, das Glück und Kraft bringt, hilft, das Böse abzuwehren, und einem im Kampf unterstützt. Zuletzt besuchten wir noch die Bremer Stadtmusikanten und natürlich muss man alle vier berühren, um Glück zu haben. Da der Hahn jedoch sehr weit oben ist, hob uns Tomass alle nacheinander hoch. Und wer die Geschichte der Bremer Stadtmusikanten noch mal nachlesen möchte … bitte, ich konnte mich auch nur noch an Bruchstücke erinnern, als wir erzählen sollten.



Das Rathaus


Das Hakenkreuz als Symbol der Sonnenenergie

Die Bremer Stadtmusikanten

Unsere erste Station am Abend war eine Bar, in der typisch lettische Biersorten angeboten wurden. Doch schon bald zogen wir weiter zu einer Bar, die irgendetwas mit Ali hieß. Am Eingang mussten wir zwar unseren Ausweis zeigen und ich musste meine Kekse abgeben, aber dann stiegen wir in den besten Keller hinab, den ich je gesehen hatte. Zum einen sind hier alle Sorten Menschen, zum anderen spielt Live-Musik. Und man kann wunderbare Sachen essen: garlic bread, typisch lettisch. Und Kartoffelchips, die aus echten Kartoffelscheiben gemacht sind (ja, das ist nicht selbstverständlich!). 

Ich schlief gut, nur das Wetter war grauenvoll. Es war sehr verregnet und kalt. Bei diesem ekligen Wetter brachen wir zum Bus auf und hatten es eh schon eilig, als Elodie auffiel, dass sie weder ihre Kamera, noch ihren Ausweis, ihre Bankkarte und ihren Schal hatte. Okay, diese Dinge waren wichtig und wir gingen zurück. Ich war nicht glücklich, aber auch nicht angepisst, weil … weil das Leben eben so spielt und weil ich nicht böse sein konnte und weil ich es eh nicht ändern konnte. Ja, Elodie hatte ihren ganze Shopping-Beutel vom Vortag in der Küche stehen lassen. Weil es regnete beschloss ich, dass wir in Dianas Haus warten konnten, weil der nächste Bus erst in einer halben Stunde fuhr. Nun, das dachte ich. Aber als wir dann losgingen, kam uns der Bus entgegen. Okay, 6 Minuten eher. Nächster Bus in 30min. Das würde knapp werden. Und dann … kam der Bus, wir sprangen in den Bus, aus dem Bus, über und durch viele Pfützen – ja, es war unmöglich ohne nasse Füße die Straße zu überqueren – immer der Beschreibung nach, in Richtung Freiheitsmonument, nach links, zu dem großen Shopping-Center und dann dahinter. Und ja, natürlich waren wir pünktlich und hatten sogar noch Zeit, einen Kaffee zu trinken.
Und schon nahte der Abschied, ein letztes Selfie und schon sprangen wir in den Bus und machten es uns bei Filmen und Musik bequem. Und fuhren stundenlang nach Vilnius und noch viel länger nach Warschau, plus Zeitverschiebung. Was für eine gelungene Reise. Danke Mädels!


Wir kamen noch mal an UNSEREM Hotel vorbei ^^

Passkontrolle!

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Samstag bis Montag, 04. - 06.10.2014: Mein ... Geburtstag

Oh, natürlich, bitte nicht wundern, ich hatte nicht drei Tage lang Geburtstag, nur ... irgendwie doch. Am Samstag war ich noch sehr motiviert bei bestem Wetter in die Stadt aufgebrochen und durch Praga hin zum Stadion Narodowy geschlendert, weil dort ein Brettspieltag mit kostenlosem Eintritt stattfinden sollte und natürlich war ich neugierig darauf, dieses grandiose Stadion einmal von innen zu betrachten. Als ich dort allerdings nach einigen ernüchternden Erfahrungen ankam, wartete eine sehr lange Schlange Familien vor dem Eingang und so begnügte ich mich damit den Rundbau einmal zu umgehen. Erschöpft, wie ich war, legte ich mich daheim in mein kuscheliges Bettchen und schlief ... und ich war noch immer müde, als mir ein süßlich feiner Duft in die Nase stieg: Elodie buk Kreppelchen in der Küche. Hmmm! Das sollte ein gemütlicher Abend, wenn auch in kleiner Runde, denn Frederike hatte on-arrival (Kennt ihr nicht? – Erklär ich euch! (später)). Doch auf einmal ging die Tür ... vielleicht der Postbote? Nein, eine bekannte Stimme bat um Einlass – Gocław Branch of Schuman Mafia, was für eine unerwartete Überraschung. Und sogar Vaska und Frederike hatten sich von ihren neuen Freunden losgeeist, um meinen 18ten Geburtstag mit mir zu feiern ... wie rührend ;)


Ja, man bedenke dabei, dass ich eigentlich erst am 5ten Oktober meine ach so bedeutende Lebenswendefeier hatte, aber da am Montag alle arbeiten mussten, eignete der Sonntag nicht so gut zum Feiern. Ich nutzte ihn also für eine free guided tour über das kommunistische Warschau, servierte meinen Mitbewohnerinnen meinen ersten selbstge"backenen" Kalten Hund (Danke Oma für das liebe Paket – es hat alles prima geklappt und soo gut geschmeckt!) und nahm am Abend endlich meine erste Tango-Stunde.


Doch damit nicht genug. Am Montag ging ich wie jeden Tag, etwas müde und nichtsahnend in meinen Kindergarten und dort wartete schon die nächste Überraschung – alle Kindergärtnerinnen, Therapeutinnen, Küchenfrauen und wer sonst noch so bei uns ist hatten sich in meiner Gruppe versammelt, um mir DAS polnische Geburtstagslied schlechthin zu singen:

Sto lat, sto lat, Niech żyje, żyje nam.
Sto lat, sto lat, Niech żyje, żyje nam.
Jeszcze raz, jeszcze raz, Niech żyje, żyje nam, 
Niech żyje nam!


Dziękuję bardzo!

Freitag, 3. Oktober 2014

Warschaus Kirchen: Kościół Św. Michała Archanioła

Dass wir direkt neben unserem Kindergarten eine Kirche haben, hatte ich gar nicht so recht mitbekommen, bis mich meine Erzieherinnen an jenem Freitag im Oktober fragten, ob ich mit in die Kirche kommen wolle. Ja, na klar! Also packten wir unsere Kinder in warme Jacken und fuhren mit einem kleinen Tross Rollstühlen einmal um die Ecke und eine sehr steile Rampe zur Kirche des Heiligen Erzengels Michael hinauf. Die Kirche war voller betender Menschen und hinterher erfuhr ich auch warum: Das Bild der Schwarzen Madonna, das im Altarraum aufgestellt war, war eine Kopie der berühmten Schwarzen Madonna von Tschenstochau, welche gerade durch Polen "tourt" und in sehr vielen Kirchen Station macht. Nach meiner Arbeit kam ich in die Kirche zurück und blieb für eine Messe (für Jugendliche des Gymnasiums und Liceums kein Wunder, dass recht viele junge Leute da waren). Viele Stellen waren mit rot-weißen Polenflaggen, aber auch mit hellblau-weißen Flaggen geschmückt und natürlich trug der Priester blau (wenn auch nicht himmelblau), die Farbe Mariens.



Die Kirche selbst wurde 1966 nach 16-jähriger Bauzeit eingeweiht. Der Tabernakel stammt noch aus der Vorkriegszeit und steht noch immer an derselben Fenster. Die große Glasfront im Chorraum ist eine der größten Europas und zeigt den Abstieg des heiligen Geistes. Die Kirche ist sehr hoch und hell und durch viele unverputzte Stellen schlicht. Mehrere Seitenkapellen für den Heiligen Papst Johannes Paul II. oder die Schwarze Madonna sind einfach in die beiden Seitenschiffe integriert.





Our next neighbour to the kindergarten is ... a church. And I didn't know although I have been working here for almost 4 weeks. That's why I was surprised when my educators asked me if I want to go to the church. Yes, when, now, together, what? So we packed our children in their jackets and wheelschairs and started our tour. In the church were a lot of people praying in front of a Black Madonna. Later I got to know that this picture is a copy of the very famous Black Madonna of Częstochowa that tours through Poland and had station in our neighbour church, which is dedicated to the Archangel Michael. It was built from 1950-1966 and is very lightful and plain. The stained glass in the choir is one of the biggest of Europe and shows the descent of the Holy Spirit.