Frederike und ich waren
an jedem Samstag ganz spontan in Łódź. Ich
hatte die Nacht zuvor sehr lange gearbeitet und war
entsprechend müde, als das Mädel gegen halb 10 in mein Zimmer
gehüpft kam und mich fragte, ob wir per blablacar nach Poznań
reisen wollten. Öhm, ja, klar, gleich.
Doch dann sagten uns die ersten beiden ab, weil sie schon voll waren
und außerdem ist Poznań vergleichsweise
weit weg (ja, ich verliere hier in Polen langsam die Dimensionen von
Entfernung: In Deutschland fand ich es schon weit von Jena nach
Leipzig zu fahren, hier hitchhiken wir mal schnell nach Riga hoch
oder überlegen, ob wir einen 1-Tages-Ausflug nach Poznań
machen) – man braucht etwas 2,5 h und wir
wollten ja auch was sehen von der Stadt. Also suchte ich nach
Wägelchen in die nächste Großstadt Łódź,
die immerhin 700.000 Einwohner vorweisen
kann. Gesagt, getan, wir fanden den 20-jährigen Piotr und
vereinbarten einen Treffpunkt bei Metro Wilanowska, das Sich-Finden
nahm aber mehr Zeit in Anspruch als erwartet – ja, und Polen haben
es natürlich nicht so mit der Pünktlichkeit.
Piotr erzählte uns, Łódź sei keine besonders schöne Stadt, empfahl uns aber die richtige Straße und es sollte sich
herausstellen, dass er Recht hatte. Łódź
ist, ehrlich gesagt, eine einzige
Baustelle. Wir schafften es nicht einmal der Hauptstraße zu folgen,
ohne einen riesigen Umweg durch ein Kino und den ersten
Einkaufstempel zu nehmen (okay, wir kehrten selbstverständlich
freiwillig ein, auf der Suche nach einem guten Café). Und bis wir
bei der einzig schönen Straße und Touristenattraktion der Stadt
ankamen, sahen wir nicht eine schöne Sache und so bekam Łódź
für uns den Beinamen „Chemnitz Polens“,
denn Chemnitz ist genau so eine hässliche Stadt, nur mit dem
Unterschied, dass Chemnitz klein und für Deutschland relativ unbedeutend, Łódź aber
immerhin die drittgrößte Stadt Polens ist. (Bitte nicht beleidigt sein, wenn Ihr aus Chemnitz kommt - das war nur mein Eindruck, als ich einst da war, und Frederike konnte mir nur zustimmen.)
Wir
kamen also irgendwann auf der ulica Piotrkowska an, die von schönen,
alten Häusern gesäumt ist und immer mal die eine oder andere
verharrende Plastik aufweist. Ja, alles an dieser Straße ist
sehenswert. Wir liefen sie gern entlang und freuten uns auf den
Platz, in dem sie mündete, denn auf Google maps hatte er ganz gut
ausgesehen. Man muss dazu sagen, dass Łódź
keine typische Altstadt mit Marktplatz oder
so hat. Als wir uns aber dem Ende der Straße näherten, auf der
Suche nach einem Café um uns aufzuwärmen, denn es war arschkalt,
haute uns die schiere Hässlichkeit dieses kommunistischen Platzes
einfach um. Ja, „Karl-Marx-Stadt Polens“ passt wohl noch besser.
Namen von Einwohnern sind in die Straße eingelassen |
Julian Tuwim (Poet) und ich kennen uns noch von früher |
Wie auf dem Walk of Fame sind die Namen berühmter Filmhochschul- absolventen mitsamt Stern in den Boden eingelassen |
Wir
retteten uns in die zweite Attraktion von Łódź,
„manufaktura“, eine alte Textilfabrik,
die neu aufgebaut wurde und heute Geschäfte und Restaurants
beherbergt. Wir aßen in einem Keller Pierogi und Żurek
und Frederike probierte seit 1,5 Jahren zum
ersten Mal wieder Fleisch, weil ihre Pierogi mit der typischen
Specksoße überschwemmt waren. Und schon
organisierten wir unsere Rückreise ...
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