Donnerstag, 30. Oktober 2014

Samstag, 25.10.2014: Łódź – das Chemnitz von Polen

Frederike und ich waren an jedem Samstag ganz spontan in Łódź. Ich hatte die Nacht zuvor sehr lange gearbeitet und war entsprechend müde, als das Mädel gegen halb 10 in mein Zimmer gehüpft kam und mich fragte, ob wir per blablacar nach Poznań reisen wollten. Öhm, ja, klar, gleich. Doch dann sagten uns die ersten beiden ab, weil sie schon voll waren und außerdem ist Poznań vergleichsweise weit weg (ja, ich verliere hier in Polen langsam die Dimensionen von Entfernung: In Deutschland fand ich es schon weit von Jena nach Leipzig zu fahren, hier hitchhiken wir mal schnell nach Riga hoch oder überlegen, ob wir einen 1-Tages-Ausflug nach Poznań machen) – man braucht etwas 2,5 h und wir wollten ja auch was sehen von der Stadt. Also suchte ich nach Wägelchen in die nächste Großstadt Łódź, die immerhin 700.000 Einwohner vorweisen kann. Gesagt, getan, wir fanden den 20-jährigen Piotr und vereinbarten einen Treffpunkt bei Metro Wilanowska, das Sich-Finden nahm aber mehr Zeit in Anspruch als erwartet – ja, und Polen haben es natürlich nicht so mit der Pünktlichkeit. 
 Piotr erzählte uns, Łódź sei keine besonders schöne Stadt, empfahl uns aber die richtige Straße und es sollte sich herausstellen, dass er Recht hatte. Łódź ist, ehrlich gesagt, eine einzige Baustelle. Wir schafften es nicht einmal der Hauptstraße zu folgen, ohne einen riesigen Umweg durch ein Kino und den ersten Einkaufstempel zu nehmen (okay, wir kehrten selbstverständlich freiwillig ein, auf der Suche nach einem guten Café). Und bis wir bei der einzig schönen Straße und Touristenattraktion der Stadt ankamen, sahen wir nicht eine schöne Sache und so bekam Łódź für uns den Beinamen „Chemnitz Polens“, denn Chemnitz ist genau so eine hässliche Stadt, nur mit dem Unterschied, dass Chemnitz klein und für Deutschland relativ unbedeutend, Łódź aber immerhin die drittgrößte Stadt Polens ist. (Bitte nicht beleidigt sein, wenn Ihr aus Chemnitz kommt - das war nur mein Eindruck, als ich einst da war, und Frederike konnte mir nur zustimmen.)
Wir kamen also irgendwann auf der ulica Piotrkowska an, die von schönen, alten Häusern gesäumt ist und immer mal die eine oder andere verharrende Plastik aufweist. Ja, alles an dieser Straße ist sehenswert. Wir liefen sie gern entlang und freuten uns auf den Platz, in dem sie mündete, denn auf Google maps hatte er ganz gut ausgesehen. Man muss dazu sagen, dass Łódź keine typische Altstadt mit Marktplatz oder so hat. Als wir uns aber dem Ende der Straße näherten, auf der Suche nach einem Café um uns aufzuwärmen, denn es war arschkalt, haute uns die schiere Hässlichkeit dieses kommunistischen Platzes einfach um. Ja, „Karl-Marx-Stadt Polens“ passt wohl noch besser.

Namen von Einwohnern sind in die Straße eingelassen

Julian Tuwim (Poet) und ich kennen uns noch von früher


Wie auf dem Walk of Fame sind die Namen berühmter Filmhochschul-
absolventen mitsamt Stern in den Boden eingelassen

Wir retteten uns in die zweite Attraktion von Łódź, „manufaktura“, eine alte Textilfabrik, die neu aufgebaut wurde und heute Geschäfte und Restaurants beherbergt. Wir aßen in einem Keller Pierogi und Żurek und Frederike probierte seit 1,5 Jahren zum ersten Mal wieder Fleisch, weil ihre Pierogi mit der typischen Specksoße überschwemmt waren. Und schon organisierten wir unsere Rückreise ...



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