Donnerstag, 25. Dezember 2014

Freitag bis Mittwoch, 05. - 10.12.2014: Von Krakau bis Zagnańsk – Vom Leben auf dem Dorf

Vaska und ich begannen unsere große Reise mit einer spannenden Tram-Fahrt an ein bisher unbekanntes Ende unserer Stadt, wo unsere Mitfahrgelegenheit schon auf uns wartete. Der gesprächige Anwalt, der jede Woche zwischen Krakau und Warschau pendelte, brachte uns schnell und sicher sogar bis zu der Straße, in welcher wir übernachten wollten. Wir mussten also nur noch diese  Straße entlang laufen, aber das dafür eine ganze Weile und es war sehr kalt – nun, eigentlich nicht viel kälter als in Deutschland im Winter, nur etwa um den Nullpunkt, aber die Luft hier ist sehr feucht und so zieht die Kälte unter die Haut und beißt sich dort fest. Weil am 05. Dezember der Internationale Freiwilligentag ist, mussten wir diesen natürlich gebührlich feiern gehen und so brachen wir nach einem kleinen Pierogi-Abendessen in die "weit entfernte" Innenstadt auf. Ach, wenn man in Warschau wohnt, dann ist es nicht weit, wenn man 20min in die Innenstadt braucht, ich brauch ja allein schon eine gute halbe Stunde auf Arbeit und meine Arbeit liegt gerade mal mittig zwischen Wohnung und Innenstadt. Vor dem Christmarkt aßen wir typisch Krakauer, heiße Kiełbasa, trafen unerwartet ein paar Mentoren der Krakauer Volunteer-Gruppe und suchten dann die billigste Bar Polens (die es in jeder größeren Stadt gibt, überall die gleichen Preise hat und auch noch überall gleich aussieht), Pijalnia, auf. Unseren Nachtbus verpassten wir um 2min und mussten so gezwungenermaßen 1h Zeit totschlagen.


Weihnachtsmarkt vor den Tuchhallen auf dem Hauptmarkt


Am nächsten Morgen sollte der Hauseigentümer der Wohnung mit einem neuen Mitbewohner kommen und so standen Vaska und ich schon zeitig auf und beehrten den neu eröffneten Biedronka-Shop mit unserer Anwesenheit. Die vielen Eröffnungsrabatte lockten eine Vielzahl Menschen an und so mussten wir regelrecht um einen Einkaufskorb kämpfen. Wie wir so 1,5h verbracht hatten, wagten wir uns mal über den Fortlauf in unserer Wohnung zu Erkundigen und mussten erfahren, dass das Treffen nicht etwa schon beendet war, sondern noch nicht einmal angefangen hatte. Also packten wir unsere pączki ein und machten uns auf eigene Faust auf den Weg in die Innenstadt, wo wir den Weihnachtsmarkt besuchten, geräucherten Käse mit Preiselbeermarmelade verkosteten und schließlich auf einer Free guided Tour auf Cornelius trafen, der zufällig zur gleichen Zeit einen Freund in Krakau besuchte. Natürlich durften wir auch die beste Zapiekanka Krakaus nicht verpassen, bevor wir uns eine kleine Ruhe gönnten.



Marien-Kirche



Wawel

Hier wurde u.a. Szenen für den Film "Schindlers Liste" gedreht

Am Sonntag brachen wir schließlich wieder gen Norden zuerst nach Kielce auf, was etwa mittig zwischen Krakau und Warschau liegt. Von dort aus ging es zu dem Ort, in dem wir unsere nächsten Präsentationen haben sollten – Zagnańsk. Die Englischlehrerin Dorota, die quasi alles für uns organisiert hatte, holte uns von der Bushaltestelle ab und verteilte uns auf unsere Wohnungen. Ich wohnte bei Urszula, deren Tochter Luisa auch auf die Schule ging, wo wir unsere Präsentationen hielten. Bei der Ankunft wurden gleich noch zu einer Runde Singstar eingeladen und obwohl wir die polnischen Lieder nicht kannten und für die englischsprachigen anscheinend schon zu alt waren (und diese deshalb auch nicht kannten), schlugen wir uns ganz gut. Hier in dieser Familie durfte ich die polnische Dorfgastfreundschaft erfahren, so wurden mir tatsächlich Hausschuhe angeboten – das hatte ich zwar gelesen, aber in der Stadt hatte das noch nie jemand gemacht – aber nicht nur Hausschuhe, sondern auch Handtücher und wenn ich keinen Schlafanzug gehabt hätte, hätte ich bestimmt auch noch einen abstauben können. Außerdem bot mir Urszula an, eine Wäsche für mich anzusetzen, falls ich etwas gewaschen bräuchte.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit Dorota in die Schule, durften erst einmal frühstücken und wurden dann durch die Kindergartengruppen geführt. Die Kinder zeigten uns, wie gut sie schon Farben auf Englisch konnten, sangen für uns oder tanzten mit uns. Sie waren sehr neugierig und die kleine Marisia umarmte uns die ganze Zeit. In der Schule gibt es 6 Kindergartengruppen, eine Grundschule von der 1. bis zur 6. Klasse und das Gymnasium, welches auch noch einmal 3 Jahrgänge umfasst. Dann besuchten wir den Englischunterricht in einer 4ten Klasse. Der Klassenraum war überraschend modern eingerichtet, an jedem Platz gab es ein sehr gutes Headset und Dorota machte auch gut Gebrauch davon.



Achtung, Achtung, hier spricht ihr Pilot ...

Ja, was soll ich groß von den Präsentationen erzählen: Die erste an diesem Tag war schrecklich und das nicht nur, weil wir ab der Hälfte der Stunde nur noch die Mädels und vorher nicht genug Zeit zum Vorbereiten des Raumes hatten (denn ganz so organisiert war eben doch nicht alles), sondern auch, weil diese 3te Klasse Gymnasium unglaublich unmotiviert war, nicht so gut Englisch sprach und uns leider auf Flur Polnisch hatte sprechen hören. Dafür war die zweite Präsentation am nächsten Tag optimal, genau so, wie wir sie uns vorgestellt hatten und die Zweitklässler (Gymnasium) hatten viel Spaß. 


Das nenn' ich mal polnisch-russische Freundschaft ... ;)


Am Abend führten uns Luisa und ihre Freundin Weronika in Gruszka herum, wo es eine schön ausgemalte Kirche gibt und die ältesten Tetrapodenspuren der Welt. Vor fast 400 Mio. Jahren verließ hier der Tetrapod Ichthyostega das Wasser, um an Land zu leben. Seine Spuren sind versteinert und am Felshang zu sehen (auch wenn wir wegen der sehr schnell einbrechenden Dunkelheit einige Mühe hatten, etwas zu finden, was im entferntesten wie Flossenspuren aussah. Am Dienstag besuchten wir die Attraktion von Zagnańsk, den alten Eichenbaum Bartek. Verschiedene Legenden ranken sich um den Baum, z.B. dass ein König einen Schatz unter seinen Wurzeln versteckt hätte. Auf jeden Fall ist die größte Eiche in Polen und mit etwa 1000 Jahren auch die älteste.

Das könnten Spuren sein. Die rote Linie kennzeichnet ihren Verlauf.

Dąb Bartek

Am Mittwoch nahmen wir uns nach unserer letzten Präsentation über den Fall der Berliner Mauer noch ein wenig Zeit, um uns Kielce anzuschauen und überraschenderweise war es sogar eine hübsche, interessante Stadt. Gotha ist übrigens eine der Partnerstädte. Hier ein paar Impressionen:


Jan Karski, polnischer Offizier und Zeitzeuge des Holocaust

Bernhadinerkloster

Stadtpark


Naturreservat Kadzielna


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