Freitag, 27. März 2015

Montag bis Freitag, 09. - 13.03.2015: Neue Gruppe, neues Glück

Am Montag hatte ich meine erste Präsentation über den Fall der Berliner Mauer. Nun ja, 4 Präsentationen. Aber das war okay. Ich fuhr also mit Polskibus nach Radom und eine Lehrerin brachte mich vom Bahnhof zu der Oberschule. Es ist eine Art Liceum, das anstatt 3er Jahre 4 Jahre lang geht. Die Schüler absolvieren dabei nicht nur ihre Matura, sondern lernen gleichzeitig noch einen Beruf, etwa Koch oder Rezeptionist. Da es einen Tag nach dem internationalen Frauentag war, hatten viele Jungs Tulpen oder Süßigkeiten für ihre Lehrerinnen und Mitschülerinnen mitgebracht, was ich so in Deutschland auch noch nie gesehen habe. 
Mal davon abgesehen, dass in jeder Präsentation etwas nicht funktionierte – mal der Video-Player, mal das Internet, dann fuhr sich der Laptop in der Mitte der Präsentation einfach herunter – waren die Präsentationen sehr gut, die Schüler interessiert oder zumindest ruhig und überdies sehr freundlich und zuvorkommend.

Am Dienstag hatte ich dann meinen ersten Arbeitstag in meiner neuen Gruppe. Wir haben die neue Regel eingeführt, dass Francesco und ich jede Woche die Gruppen tauschen, wenn ich hatte mich in meiner Gruppe zu sehr gelangweilt und ihm waren die quirligen Kinder seiner Gruppe über den Kopf gewachsen. Der Wechsel war in der Tat das Beste, was mir passieren konnte. In meiner neuen, grünen Gruppe sind einige Kinder, die sogar sprechen können. Und vor allem Dingen spielen die Kindern.
Wir haben zum Beispiel ein Kind, Maja, welches sehr schüchtern ist. Wenn unsere Lehrerin etwas mit ihr arbeiten will, senkt sie immer ihren Kopf und reagiert nicht. Ich hatte aber das Glück, dass sie auf meine Versuche, etwas mit ihr zu machen, reagierte und mich gleich durch den ganzen Raum führte, mich zum Tee einlud und mit mir Ball spielte. 
Dann haben wir Lila, ein süßes Mädchen, das zwar sprechen kann, aber nicht logisch. Sie wiederholt lediglich, was man ihr vorsagt. Das ist praktisch, weil sie alle Lieder auswendig mitsingen kann. Aber manchmal ist es auch anstrengend, z.B. wenn wir im Theater sind und sie das ganze Stück (zugegebenermaßen sehr laut) nachspricht. Sie liebt es, Bälle herumzuwerfen, zu allen anderen Spielzeugen sagt sie aber sehr konsequent nein und fängt auch an zu quengeln, wenn man versucht sie doch zum Spielen zu bewegen. Auch beim Kaffeetrinken hat sie sehr seltsame Essgewohnheiten. Einmal gab es ein Küchlein in Bärform. Als sie sah, wie wir den Bären in kleine Stückchen zerrüpfen, fing sie an zu schreien und wollte den Kuchen partout nicht essen. Ein ander Mal wollte sie ihr Brot aus einer Schale essen. Das nächste Mal mussten wir ihr den Joghurt auf dem Teller servieren.
Wir haben auch drei Jungs, die in Waisenhäusern wohnen. Einer, Kacper, ist hyperaktiv. Er rennt den ganzen ganzen Tag durch den Raum, klettert die Fensterbänke hoch, hört auf keine Regeln und spuckt alle an, die ihm etwas vorzuschreiben versuchen. Olek hingegen ist sehr clever, er ist 6 Jahre alt und lernt gerade lesen. Er spricht gern und viel, besonders gern über Formel-1-Wägen. Und dann haben wir noch Piotrek, unser einziges Kind mit Down-Syndrom. Er kann nicht sprechen, artikuliert sich aber immer sehr stark mit Lauten, die leider niemand versteht. Je länger ich mit ihm arbeite, desto mehr verstehe ich aber, was er will und kann mit ihm kommunizieren.

Am Freitag ging ich nach dem Mittagessen zurück in meine alte Gruppe, um bei der Gruppentherapie zu helfen. Thema der Stunde war Wäschewaschen. Jedes Kind zog zwei Wäschestücke aus einem Sack, und bestimmte mithilfe von  Piktogrammen, was es war (Jacke, Hose, Rock etc.). An diesem Tag waren nur 3 Kinder da und alle drei arbeiteten großartig mit. Nach der Bestimmung wurde gewaschen. In der ersten Runde per Hand. In einer Schüssel mit Wasser und mit etwas Seife wuschen wir tatsächlich Schal und Hose und hingen es danach auf der Wäscheleine auf, um es trocknen zu lassen. Die zweite Runde Wäsche steckten wir in eine Mini-Waschmaschine. Per Kurbel konnte man sogar die Trommel sich drehen lassen. Es war eine wundervolle Erfahrung ... nicht nur für die Kinder, die es wirklich genossen.

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