Dieses verlängerte Wochenende verbrachten Ira und ich im Ausland ... im deutschsprachigen Ausland. Unsere Reise nach Wien und Bratislawa stand an. Die Nacht in Polskibus gestaltete sich als
schrecklich, auch wenn wir ab Tschenstochau beide einen Doppel Sitz für uns
allein hatten und das sogar in der ersten Reihe. Die Aussicht konnten wir in
der Nacht ja aber doch nicht genießen und die breite Fensterfront ließ uns sehr
frieren –
bereits jetzt bereute ich, keine zweite Jacke mitgenommen zu haben, denn es war extrem kalt und die Heizung schien nicht zu laufen. Trotzdem kuschelte ich mich irgendwie auf den Sitz und hoffte aus Müdigkeit ein
ums andere Mal, dass wir noch nicht angekommen sein mögen. Anstatt der geplanten
6.45 Uhr wurden wir allerdings bereits eine halbe Stunde eher aus dem Bus in die kalte
Stadt Wien geschmissen. Und so suchten wir zunächst das Bahnhofsgebäude auf,
ums uns aufzuwärmen und zu frühstücken und auch, um ein bisschen Zeit tot zu
schlagen, denn wir gingen noch immer davon aus, man wurde uns gegen 8 vom
Westbahnhof abholen.
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Frühstück im Hauptbahnhof |
Die von Google maps abfotografierte Karte
brachte uns zu Fuß an uns Ziel, vorbei an einem dm, in dem ich mich mit
Taschentüchern und Ira mit einer Zahnbürste ausstatteten. Auch den Erlebnisbesuch
bei Billa ließen wir uns nicht entgehen, auch wenn wir nichts fanden, was schon
abgelaufen war und damit für uns gratis gewesen wäre. Am Bahnhof selbst suchten
wir dann erst mal Internet, um unserem Host Hussain Bescheid zu geben, dass wir
angekommen waren und wo wir uns treffen würden. Nun ja, Pustekuchen. Er war
nicht da und bat um ein Treffen um 12 am selben Ort. Das hatte er ja auch mal
eher sagen können, als wir noch in der Innenstadt waren oder so. Wir kauften
also schlussendlich unser 72h-Ticket und gondelten in das Herz Wiens zurück.
Eine erste kleine Tour führte uns am Dom vorbei zur Hofburg, wo wir
picknickten, und schließlich zu zwei Museen, Zigeunern und einem Elefanten.
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Irgendwo bei der Albertina ;) |
Zurück Westbahnhof empfingen wir die
Nachricht, eine Station weiter zu fahren, wo wir schlussendlich unseren Gastgeber trafen. Schnell warfen wir unser Gepäck in sein Auto und fuhren gemeinsam in die Stadt,
erkundeten die freien Teile des Stefansdomes (denn für manche muss man Eintritt
bezahlen), ließen uns ein paar Tipps geben, wo man billig essen kann und wurden
dafür mit einer nicht enden wollenden Stadtführung an Orte, die wir schon vom
Morgen her kannten, belohnt.
Wir irrten noch
ein wenig durch die alten Gassen, bis wir uns auf den Heimweg machten, denn wir
hatten vereinbart uns um 3 oder 15.15 Uhr oder vielleicht auch halb 4 wieder zu
treffen. Wir waren etwas zu zeitig und statteten dem nahen Spielplatz einen
Besuch ab. Auffallend war, gerade nach dem ausländerfreien Polen, die hohe
Anzahl an … ja, Ausländern. Auf dem ganzen Spielplatz sah ich ein
österreichisches Kind, der Rest war muslimisch, einige waren jüdisch (erkennbar
an ihrer Locke), die Eltern und Großeltern hockten auf Bänken und
Sandkastenrändern zusammen und schnatterten.
Wir waren so früh von unserer Erkundungstour
zurückgerufen worden, weil unser Host auf Arbeit musste und er uns die
Schlüssel seiner Wohnung übergeben wollte. Er hatte nämlich nur einen Satz
davon. Wir nutzten die Gelegenheit für ein kleines Picknick und dann ob der uns
überkommenden Müdigkeit für ein Nachmittagsschläfchen. Wir hatten uns nämlich
vorgenommen, einen Gottesdienst im Stefansdom zu besuchen und bis dahin hatten
wir noch ein wenig Zeit. Pünktlich um 7 standen wir dann auf der Matte,
erlebten noch den Segen der vorhergehenden Messe mit Weihrauch und
Ministranten, bevor unsere eher bescheiden ausgeschmückte Feier begann. Ich
genoss aber jeden Zug deutscher Messfeier, schmetterte jedes Lied ausgelassen
mit (was mir das Gefühl gab, als einziger zu singen) und ergötzte mich an der
Atmosphäre des Domes. Zur Fastenzeit lief eine Aktion: Man konnte Zettel mit
Gebeten oder Bitten schreiben und in Würfel hängen, zwischen deren Kanten
Bänder gespannt waren. Diese Gebetwürfel wurden dann an verschiedenen Ecken der
Kirche aufgestellt und angeleuchtet. Auch Ira wurde Teil dieses großen Ganzen.
Schließlich suchten wir die Ringstraße auf, um
das Parlamentsgebäude, das Rathaus und die Uni bei Nacht schön beleuchtet
bewundern zu können. Es lohnte sich – mehr schafften wir aber nicht mehr. Nach
einer abschließenden Dusche und Plänen für den nächsten Tag fielen wir in
unruhige Träume.
Ich musste des Nachts noch Hussain die Tür öffnen.
Welch Wunder, dass ich kurz zuvor vom Klingeln der Tür geträumt hatte. Ich
erklärte ihm aber gleich, dass wir beabsichtigten, das Haus schon frühzeitig zu
verlassen, und er war einverstanden, schlug ein Wiedersehen am Nachmittag vor.
Gegen 9 Uhr brachen wir gen Hundertwasserhaus
auf. Obwohl ich kein Fan von Hundertwasser bin und schon viele seiner Arbeiten
hatte sehen müssen, besuchte ich natürlich Ira zuliebe diesen Ort, denn sie war
von einem Bild seiner Architektur ganz hin und weg gewesen. Als wir ankamen, war
es 10 und ich hörte eine Frau auf der Straße sagen, dass es noch eine halbe
Stunde bis zur Sonnenfinsternis sei. Wir spazierten also um die künstlerisch
wertvollen Säulen herum, an der gestalteten Fassade entlang, schossen ein paar
Bilder in der britischen Telefonzelle und machten uns wieder zu Fuß auf den Weg in die
Innenstadt. Da die
Sonne sehr hell strahlte, war es unmöglich, ohne Sonnenschutz hineinzuschauen.
Vor einer Kirche fanden wir aber ein paar Passanten, die das Schauspiel von
Sonne und Mond gebannt verfolgten und die uns auch mal einen Blick durch ihre
gedunkelten Glasscheiben werfen ließen.
Eigentlich waren wir auf der Suche nach einem
Ostermarkt in der Dominikanerbastei, aber nachdem wir besagte Straße hoch und
runtergelaufen waren und uns auch die Passanten nichts Genaueres verraten
konnten, gaben wir auf und schlugen den Weg zur Ankeruhr ein. Sie zeigt jede
Stunde eine andere Figur an und um 12 findet eine Figurenparade statt. Alle
Figuren präsentieren sich dann ein Mal, während eine für deren Zeit typische
Musik spielt. Als wir ankamen präsentierten sich noch Kaiserin Maria Theresia
und ihr Gemahl um nach dem Schauspiel von Meister Joseph Haydn abgelöst zu
werden.
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Am Hundertwasserhaus |
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Die Ankeruhr halb 12: Kaiserin Maria Theresia und ihr Gemahl |
Anschließend begaben wir uns auf den Weg zum
Prater, wo wir eine typisch Wienerische Bosna aßen und ein wenig
herumschlenderten. Es war nicht besonders voll, immerhin war Wochentag. Einige
Fahrgeschäfte hatten gar nicht geöffnet, hier und da wurden Restaurierungsarbeiten
vorgenommen. Wir ließen uns eine Weile von den sich bewegenden Bildern eines
Geisterhauses unterhalten, bevor wir beschlossen, nicht damit zu fahren,
sondern unser Geld lieber auf einem anderen Ostermarkt für einen warmen
Apfelstrudel auszugeben.
Und schon war es Zeit sich mit Hussain zu
treffen. Wir sprangen in sein Auto und fuhren ein bisschen durch den Wiener
Wald hinaus in die schöne Natur an einen Fluss, wo wir den Sonnenuntergang
genießen konnten. Anschließend stieg in unserem Haus eine kleine Privatparty,
aber das ist eine andere Geschichte …
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Der Prater und sein berühmtes Riesenrad |
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Ostermarkt ... fast wie zu Weihnachten |
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party hard ... |
Am nächsten Morgen brachte uns Hussaine noch
zum nahen Schloss Schönbrunn, bevor er zur Arbeit aufbrach. Uns erwartete dort nicht
nur strahlendes Wetter, sondern auch Menschenmassen, die sich über den
Vorplatz, den Park und den, ihr erratet es, Ostermarkt ergossen. Der Markt hier
hatte erst am Samstag geöffnet und war relativ groß. Es gab sehr viele
Essstände, aber noch mehr Buden mit Osterschmuck, oft bemalten oder anderweitig
verzierten Eiern. Für Kinder gab es sogar eine Eierwerkstatt. Auch wir
flanierten wie zwei Königinnen zwischen den tristen, blattlosen, perfekt
beschnittenen Buschreihen, legten eine Pause nahe einem kleinen Springbrunnen
ein und versuchten uns vorzustellen, wie es wohl für die Menschen von vor 100
Jahren gewesen sein musste, hier zu leben.
Die letzten Stunden vor unserer Abfahrt nach
Bratislava verbrachten wir auf einer
Parkbank im Schlossgarten von Belvedere. Dann liefen wir zurück zum
Hauptbahnhof, suchten den richtigen Bus und stiegen erschöpft ein.
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Schloss Schönbrunn |
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Im Schlossgarten findet man lauter putzig beschnittene Bäume |
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Schloss Belvedere |
In Bratislava war es nicht ganz so schwierig,
unseren Host zu finden. Nachdem wir uns bei subway gestärkt hatten, nahmen wir
einen Trolli zum Hauptbahnhof und liefen ein paar Treppen hinab zur richtigen
Wohnung. Durch Zufall kamen wir in den Innenhof des sehr alten Gebäudes, dort
gab es aber keine Klingelschilder und so warteten wir einfach ab, wann unser
mexikanische Gastgeber Eduardo von seinem Fußballtraining kommen würden. – Wir
warteten etwa eine halbe Stunde, denn wir waren recht früh und er etwas spät,
aber das Zusammentreffen war sofort sehr offen und gastlich, er lud uns ein,
uns wie zu Hause zu fühlen, bot uns Guacamole und Fladenbrot zum Abendessen an
und wir redeten noch eine ganze Weile, bevor Ira und ich versuchten, es uns auf
der wirklich sehr schmalen Matratze im 2x2m-Raum gemütlich zu machen.
Am nächsten Morgen lud uns unser Gastgeber zu einer Erkundungstour durch die Stadt auf und mit so kompetenter Führung (er hat immerhin einen Stadtführer über Bratislava herausgegeben) gestaltete sich der Trip als höchst interessant und abwechslungsreich, auch wenn sich herausstellen sollte, dass stimmte, was uns alle gesagt hatten: Ein halber Tag reicht, um in dieser kleinen Stadt alles gesehen zu haben. Wir passierten zum Beispiel den Soldaten, den Napoleon damals in Bratislava vergessen hatte und dort noch drei Tage lang auf dem Markt von den Einheimischen versorgt wurde. Oder den Mann, der im Gulli stand und den vorbeigehenden Frauen unter den Rock schaute. Da sein Denkmal schon mehrmals von LKWs ramponiert wurde, die ihn einfach nicht gesehen hatten, macht jetzt sogar ein Schild auf den "man at work" aufmerksam.
Den Nachmittag verbrachten wir zu Hause, zumal ich anfing zu kränkeln. Und die Rückfahrt gab mir dann wahrhaftig den Rest: Im Gegensatz zur Hinfahrt war diesmal die Heizung großzügig angelassen worden und mit jeder Station, jeder einsteigenden Person, jeder Stunde wurde es wärmer, stickiger, heißer in dem verdammten Bus und der Busfahrer wollte uns dann tatsächlich noch etwas Gutes tun und holte noch ein bisschen mehr aus den Heizkörpern heraus, dass meine nackten Füßen auf dem Heizkörper zu brennen begannen. Ich ließ mich also für den Rest der Woche krank schreiben. Trotzdem eine schöne Reise! =)
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Mein "Rock" war reichlich knapp ... |
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