Sonntag, 9. November 2014

Freitag bis Sonntag, 07. - 09.11.2014: Von Abschieden und Festivals

Zwei Monate sind jetzt rum und wir hatten unseren ersten Abschied ... am Freitag mussten wir unserer "Mutti" Suzi adieu sagen und auch Ance, die in Laski nahe Warschaus in einem Internat für blinde Kinder arbeitete, verließ uns. Aber wie es sich ziemt, stieg in Gocław eine zünftige Abschieds- und Geburtstagsparty mit ländertypischen Spezialitäten, Tanz und Gesang, immerhin wurde Suzi am Samstag 17 Jahre alt (ähm, ja, also, eigentlich wurde sie 28, aber wir haben keine anderen Kerzen für die Geburtstagstorte gefunden). 
Am Samstag brachten wir Suzi und ihr vieles Gepäck dann zum Chopin-Flughafen. Wer es nicht besser gewusst hätte, hätte denken könne, dass wir 5 Mädels alle in den Urlaub fliegen wollen und nicht nur Suzi nach Hause. Und schon war der Check-In-Punkt eröffnet, ein Koffer wegen Übergepäcks noch mal aus- und umgepackt und Suzi unter vielen Umarmungen verabschiedet worden. Sie brauchte eine Weile, um den Sicherheitsbereich zu passieren, denn sie hatte sehr viel Handgepäck. Außerdem muss man hier in Polen stets die Schuhe ausziehen und nicht nur dann, wenn es piept. Suzi brauchte 3 oder 4 Anläufe, bis das Portal nicht mehr rot blinkte und man sie passieren ließ. Ihr lockiges Haar wallte und schon war sie verschwunden ...

Das ganze Wochenende über hatte in Warschau auch das HumanDOC Film Festival stattgefunden. Auf dem Festival werden internationale Dokumentarfilme gezeigt, z.B. waren in diesem Jahr Filme über die Kriegslage in Syrien, das Retired Husband Syndrome in Japan oder über die Ernsthaftigkeit von Krebs zu sehen. Den Zuschauern soll der Lebensalltag von Menschen (besonders in Entwicklungsländern) näher gebracht und sie sollen für die Probleme und auch die Politik dort sensibilisiert werden.
Ich besuchte die Dokumentation Pieśń Pasterza (Des Schäfers Lied) des polnisch-armenischen Regisseurs Vahram Mkhitaryan mit anschließender Diskussionsrunde. Der nur halbstündige Film handelt zeigt das Leben eines blinden Ziegenhirten, dessen Sohn auch erblindet und deshalb auf eine besondere Schule nach Jerewan geht. Der Hirte kann seiner Blindheit ohne fremde Hilfe jeden Tag seine Ziegen in die Berge und zurück treiben. Da ihn sein Sohn aber vermisst, steht er vor der Entscheidung, auch in die Hauptstadt zu ziehen, um seinem Sohn näher zu sein, und damit sein frommes, einfaches Leben aufzugeben, oder dort zu bleiben, wo er sich zu Hause fühlt. Seine Ehefrau ist dabei sein Antagonist und will ihn zum Umzug bewegen. Für den Hirten wird die ganze Situation zum Dilemma und die Blindheit zum Gräuel, die seine Familie spaltet.
In der Diskussion stellte sich dann heraus, dass der Film u.a. darauf aufmerksam machen will, dass in Armenien viele Menschen durch einen genetischen Defekt blind sind, der anscheinend auch oft vererbt wird.


Vahram Mkhitaryan in Armenien

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