Das offizielle
Taizé-Treffen startete am frühen Abend in der römisch-katholischen
Alexanderkirche. Schon am Maidan waren erste Taizé-Schilder
aufgehängt, um den Weg zu weisen und je näher man kam, desto mehr
Leute traf man, die mit Wegweisern herumstanden und einen freundlich
grüßten. Bei Keksen und Tee konnte man sich ein wenig entspannen
und schon die ersten Kontakte knüpfen, bevor man in seiner Begrüßung
das Teilnehmerheft, einen Metroplan und natürlich die wichtigen
Noten bekam.
Nach dem gemeinsamen
Abendgebet im Taizé-Stil zogen Olya, ich und ein paar Freunde
zusammen los, um einen Kiewkuchen zu kaufen, denn Olya feierte an
jenem Tag ihren 25. Geburtstag. Es war ein wundervolle Nacht im
Mosaik-Park, mit lieben Menschen und süßen Verführungen.
Am Donnerstag stand eine
Führung durch das Kiewer Höhlen- oder auch Heiliges
Mariä-Himmelfahrt-Kloster an. Die Lawra (Form des monastischen
Zusammenlebens und gleichzeitig Ehrentitel) wurde etwa Mitte des 11.
Jahrhunderts vom Mönch Antonij gegründet, der sich schon um 1013 in
alten Höhlen am Ufer des Dnepr als Einsiedler niedergelassen hatte.
Nach und nach kamen mehr Mönche in die Gegend und lebten wie Antonij
einzeln in den Höhlen und Grotten als Eremiten, versammelten sich
aber zur gemeinsamen Liturgie in den zahlreichen, unterirdischen
Kapellen und Räumen. Auch überirdisch wurde die Anlage durch den
Bau der Mariä-Himmelfahrt-Kathedrale und weiteren Kirchenbauten
erweitert und wuchs so zu einem der bedeutendsten Klöster in
Altrussland heran. Im 17. Jahrhundert wurde ihm der Ehrentitel
„Lawra“ verliehen. Obwohl „Lawra“ nur die Organisation eines
Klosters bezeichnet, in welchem Mönche eremitisch in Zellen leben,
aber trotzdem einem gemeinsamen Abt unterstehen und sich zum Gebet
versammeln, und hauptsächlich in frühen Palästina verwendet wurde,
wurden in der russisch-orthodoxen Kirche nur besonders bedeutende und
hochrangige Männerklöster mit diesem Titel bedacht.
Im
Zweiten Weltkrieg wurden Teile des Klosters von den deutschen
Besatzern zerstört, um den unterdrückten Ukrainern ihre
„identitätsstiftenden Kultstätten“ zu nehmen. Erst mit der
politischen Wende unter Gorbatschow wurde das Kloster wieder für
Mönche geöffnet. Große Teile werden heute als Museum genutzt und
auch die Höhlen mit ihren über 100 in kleinen Seitennischen
bestatteten Heiligen
sind für Gläubige und Touristen zugänglich. Seit 1990 gehört der
Komplex außerdem zum UNESCO-Weltkulturerbe und kann mit reichen
historischen Kostbarkeiten sowie mit knapp 100m Höhe dem
dritthöchsten orthodoxem Glockenturm aufwarten.
Nach
dem Mittagessen trafen wir uns in der Universität mit den beiden
Philosophen Constantin Sigov und Alexander Filonenko, welche uns auch
am nächsten Tag noch begleiten sollten. Ersterer sprach über das
Taizé-Lied „The kingdom of God
is justice
and peace
and joy“
und warum das so sei. Nach dem Essen waren aber alle etwas träge und
so gestaltete es sich auch für die frommen Brüder als schwierig,
die Augen offen zu halten. Da wir unseren Zeitplan nicht recht
einhalten konnten, kamen wir recht spät am Maidan an, weshalb die
dazugehörige Führung auch kurz ausfiel, hatten wir schließlich
eine Verabredung mit Bohdan Dzyurakh, Weihbischof der Ukrainischen
Griechisch-Katholischen Kirche, der mit uns eine Andacht
zum Gedenken der während der Maidan-Demonstrationen getöteten
„Göttlichen
100“
feierte. Die
ganze Institutska-Sraße hoch sind Bilder derer aufgestellt, die
insbesondere zwischen dem 18. und 20. Februar während der
Scharfschützenattacke aus dem Hotel Ukraina heraus kaltblütig
ermordet wurden. Blumen, Kerzen, Bänder in ukrainischen Farben sowie
zahlreiche Rosenkränze schmücken die bedrückenden Aufnahmen.
Am Maidan |
Die Institutska-Straße hoch |
Um
nur einen ganz kurzen Exkurs zu geben (der keinerlei Anspruch auf
Wahrheit hat, denn er beruft sich auch nur auf Recherche und dem, was
mir in der Ukraine erzählt wurde, sowie einigen Überlegungen, die
ich selbst für logisch und folgerichtig halte): Der
sogenannte Euromaidan begann Ende November 2013, nachdem der damalige
Präsident Wiktor Janukowytsch überraschenderweise das von vielen
ersehnte Assoziierungsabkommen mit der EU nicht hatte unterzeichnen
wollen. (Man beachte jedoch, dass sich z.B. auch unsere Kanzlerin
Angela Merkel nur kurz vorher gegen das Abkommen ausgesprochen hatte,
da sie die Ukraine noch nicht bereit dafür sah.) Die vorher
weitestgehend
friedlichen
Studentenproteste für z.B. eine Lockerung der VISA-Bestimmungen
eskalierten am 30. November, als bewaffnete Truppen der polizeilichen
Spezialeinheit Berkut die Demonstranten unter
dem Vorwand, einen Weihnachtsbaum aufstellen zu wollen, gewaltsam
auseinandertrieben. Empört vom Vorgehen der Regierung gegen „ihre
Kinder“ kamen im Dezember bis zu 500.000 Menschen auf dem Maidan
zusammen, demonstrierten für
den Rücktritt Janukowytschs
und begannen
mit der gewaltsamen Besetzung von öffentlichen Gebäuden wie dem
Kiewer Rathaus. Zu dieser Zeit starteten
die (vergleichsweise kleinen) Proteste auch in anderen ukrainischen
Großstädten wie Lemberg. Außerdem
organisierte sich sehr schnell ein großer Kreis Freiwilliger, die
nach ihrer oder sogar anstatt ihrer Arbeit auf dem Maidan halfen Tee
zu verteilen, Essen zu kochen oder Verwundete zu versorgen, aber auch
Steine aus dem Asphalt zu klopfen, die als Wurfgeschosse dienen
konnten.
Seit
dem 18. Februar 2014 kam es auf dem Maidan noch einmal zu heftigeren
Kämpfen zwischen Demonstranten und Polizei, bei welchen nach
offiziellen Angaben insgesamt etwa 130 Oppositionelle getötet
wurden. Die Wende brachte der 20. Februar: Das eigentlich
ausgehandelte Waffenstillstandsabkommen wurde besonders vom rechten
Sektor der Maidan-Bewegung nicht anerkannt. Sowohl Polizei als auch
Protestierende beschossen sich gegenseitig mit scharfen Waffen, bis
sich die Berkut nach der Rückeroberung von Stadtgebiet unerwartet
die Institutska-Straße hoch zurückzogen. Ihnen nachstürmende
Demonstranten wurde dabei kaltblütig von Scharfschützen aus dem
eigentlich von der Maidan-Bewegung besetzten Hotel Ukraina
beschossen. Und
das ist der Clou: Das stundenlange Massaker ließ Janukowytsch auch
innerhalb seiner eigenen Partei den Rückhalt verlieren und er floh
noch am Folgetag nach der Unterzeichnung des Vertrages zur Beilegung
der Krise aus dem Land. Dass aber nachweislich (wie monatelange
Recherchen
verschiedener Wissenschaftler und Journalisten belegen) aus mehreren
von der Maidan-Bewegung besetzten Gebäuden geschossen wurde und das
sowohl
auf
Polizisten als
auch auf
Maidan-Teilnehmer sowie
vollkommen Unbeteiligte und Journalisten (wie ballistische Befunde
aufzeigen), wirft kritische Fragen
auf und lässt die Vermutung zu, dass Mitglieder des rechten Sektors
den
Terror gezielt inszeniert hatten, um den
Rücktritt Janukowytschs und
somit den Machtwechsel zu erzwingen.
Insgesamt
kosteten die Kämpfe etwa 130 Oppositionelle das Leben, inoffizielle
Quellen (wie Ärzte) berichten jedoch von um die 700 Opfern.
Am
nächsten Tag stand ich vor Tau und Tag auf und machte mich, der
liebevoll ausgedruckten Wegbeschreibung meiner Gasteltern folgend,
auf den Weg zu einer Metrostation unweit unserer Wohnung, wo ein Bus
unsere ganze Gruppe abholen und in das Dorf Lishnya (Лішня)
bringen sollte. Obwohl uns eingetrichtert worden war, sehr
pünktlich zu sein, warteten wir mehr als eine halbe Stunden auf die
letzten Nachzügler und ich bereute sehr, mein Bett zu frühzeitig
verlassen zu haben.
In
Lishnya nahmen wir an der orthodoxen Liturgie zum Fest der
„lebensspendenden Quelle“ teil, wobei es sich dabei sowohl um
eine Marienikone handelte (Maria als lebensspendende Quelle) als auch
um eine tatsächliche Quelle, zu der wir nach einem schmackhaften und
reichlichen Mittagessen prozessierten. Zur Unterstützung hatten wir
während der Messe ein vielseitiges Dokument gereicht bekommen, in
welchem der gesamte Messablauf in Ukrainisch (sowie Russisch und
Kirchenslawisch) und auf der anderen Seite auf Englisch abgedruckt
war, sodass jeder dem Geschehen gut folgen konnte. Am Ende bedankte
sich der Priester recht herzlich für unser Kommen und jeder bekam
ein kleines, typisch ukrainisches Osterbrot geschenkt. Priester und
Beschenkter küssten sich dabei nach der Übergabe als Zeichen
gegenseitiger Achtung auf die Hand (und zwar gleichzeitig).
Als
wir zur Prozession aufbrachen, schloss sich uns auch der Bischof der
Region an. An der tief im Wald gelegenen Quelle fand ein kurzes Gebet
statt, dann tauchte man das Kreuz 3 Mal in die Quelle, um sie somit
zu segnen und zu bitten, sie möge nicht versickern, sondern
weiterhin Leben spenden. Dann wurde ein Krug mit dem reinen Wasser
gefüllt und alle kräftig abgespritzt. Hinterher konnte sich jeder
selbst noch mit dem Quellwasser waschen, es trinken oder für später
abfüllen. Auch die Kinder des Dorfes waren alle mit kleinen
Pappbecherchen ausgestattet.
Der
folgende Austausch beim BBQ im Wald war wunderschön, er kostete uns
aber auch viel Zeit. Noch dazu kam, dass wir auf der Rückfahrt über
2h im Stau standen und so unsere Vesper mit dem Großerzbischof
und damit Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen
Kirche, Seiner Heiligkeit Swjatoslaw Schewtschuk, verpassten. Wir
hielten trotzdem das geplante Taizé-Gebet mit Anbetung am Kreuz in
der Auferstehungskirche ab und es war bewegend, wie die Ukrainer
diese ihnen vollkommen fremde Tradition aus Taizé aufnahmen und
mitlebten. In dem folgenden Treffen im Keller der erst 2011
eingeweihten Kathedrale ergaben sich für mich erstmals gute und
tiefgründige Gespräche, war vorher das Programm immer sehr voll
gestopft gewesen und kaum Zeit und Raum für innigen Austausch
geblieben.
Seine Heiligkeit Swjatoslaw Schewtschuk mit Bruder Alois |
Anbetung am Kreuz |
Mit
dem Samstag brach auch schon unser letzter Tag in Kiew an. Ich packte
bereits am Morgen meine Sachen und verabschiedete mich von meiner
Gastfamilie, weil ich mein Gepäck bei Olya zwischenlagerte, die
näher am Zentrum und am Bahnhof wohnte. Dann
trafen wir uns in der Sophienkathedrale, einem christlichem Sakralbau
aus dem 11. Jahrhundert, der mehrmals zerstört, aus- und umgebaut
wurde, seit 1990 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört und heute vielmehr
als Museum dient. Nur einmal im Jahr zu Ostern darf jede in Kiew
ansässige Konfession eine Liturgie in ihr feiern. Auch wir hatten
eine touristisch angehauchte Führung, die sich jedoch als recht
langweilig herausstellte, weshalb ich umso fröhlicher war, als
hinterher die verschiedenen Workshops begannen. Man hatte sich bei
der Anmeldung einen auswählen können und das Angebot vom Besuch von
Flüchtlingen aus dem Osten der Ukraine über ein Treffen mit
Priesterseminaristen in Lavra hin zu Mutter Theresa Schwestern machte
die Entscheidung nicht einfach. Ich schloss mich schließlich einer
Gruppe an,
die verwundete Soldaten im Militärkrankenhaus besuchte. Der
uns begrüßende Geistliche nannte uns zunächst ein paar
erschreckende Fakten: So waren in dem Krankenhaus seit Ausbruch des
Krieges in der Ostukraine schon mehr als 5000 Soldaten behandelt
worden und das in einem Jahr. Verglichen mit dem
Afghanistan-Konflikt, im Zuge dessen innerhalb von 10 Jahren etwa 750
Soldaten behandelt wurden, ist das eine große Zahl, zumal das
Hospital in Kiew nicht das einzige in der Ukraine ist, welches
momentan nur Soldaten aufnimmt. Zu Hochzeiten hätten die Ärzte
stundenlang ohne Pause durchoperiert – 5 Tage und Nächte lang sei
das Licht im OP nicht erloschen. Er berichtete uns auch von einem
Patienten, der schon seit 8 Monaten im Koma läge. Anderen ginge es
vergleichsweise gut: Zwei junge Männer, die wir besuchten, waren
schon seit fast 10 Monaten hier. Der eine hatte eine tiefe Wunde am
Fuß und Unterschenkel gehabt, ein französischer Arzt an der Front
meinte, man müsse amputieren. Aber nach 28 Operationen und viel Ruhe
kann der Junge nun schon fast wieder alleine laufen und ist oft mit
Freunden und Familie unterwegs.
Sophienkathedrale |
Marienbild aus Ostereiern |
Kinder aus der ganzen Ukraine schreiben und malen für die verwundeten Soldaten |
Für
die Ukrainer sind ihre Soldaten „Helden“ und das merkt man nicht
nur an den 5 Orden, die jeder von ihnen schon bekommen hat. Auf mein
zaghaft kritisches Nachfragen erklärte man mir, dass ja auch in der
Bibel stünde, es gäbe nichts größeres, als sein Leben für einen
Freund zu geben. Und ja –
viele Soldaten schützen verletzte oder gefallene Kameraden mit ihrem
eigenen Körper, um ihnen zu helfen und sie zu bergen.
Betroffen
und nachdenklich erreichten wir unsere letzte Station, die orthodoxe
Verklärungskathedrale.
Dort feierten wir den Abenddienst, eine Art Vesper, mit, welche
Antipascha genannt wurde. Als Antipascha bezeichnet man eigentlich
den ersten Sonntag nach Ostern (okay, es war quasi die
Vorabendliturgie). Da die Auferstehung Christi ein so hohes Fest ist,
dass man ihm nicht nur ein Mal im Jahr gedenken will, feiert
man sie
an jedem achten Tag. (Das
kommt wohl daher, dass der eine Weile nicht anwesende Apostel Thomas
dem auferstandenen Jesus noch nicht begegnet war und am achten Tag
nach seiner Auferstehung nicht so recht glauben konnte, dass es
wirklich Jesus war, der sie da besuchen kam. Erst, als er seine Hände
in die Wunden legen durfte, glaubte er. Das ständig neue Feiern der
Auferstehung soll also auch dem Unglauben entgegenwirken.) Der
erste Sonntag nach Ostern ist das erste Mal der achte Tag, an welchem
gefeiert wird, obwohl nicht Ostern ist, „Antipascha“ bedeutet
nämlich so viel wie „anstelle des Pascha“ oder eben „anstelle
von Ostern“. Der Antipascha-Sonntag oder auch Thomas-Sonntag ist
damit
außerdem der wahrhaft achte Tag nach Ostern und gleichzeitig der
„erste Tag“ der folgenden Tage (da er ja auch Pascha ist, wenn
auch „nur“ Antipascha), ohne
dass er von einer Nacht geteilt wird. Denn natürlich feiern wir rein
rechnerisch jeden siebten Tag Eucharistie, in der Theologie der
orthodoxen Kirche ist es aber jeder achte Tag, weil der erste und
achte Tag stets zusammenfallen – ich
sehe, ihr versteht das schon [1
2].
Während
der Liturgie zeichneten sich alle anwesenden Priester mit einem
Pinsel ein Ölkreuz auf die Stirn und am Ende der Feier konnte sich
jeder Gläubige auch auf diese Art segnen lassen. Das gleiche geschah
am Sonntag in der Messe. Als ich aber fragte, was es mit dieser
Besonderen Form der Salbung auf sich hätte, entgegnete man mir, das
sei nichts Ungewöhnliches und nicht nur für diesen speziellen
Festtag reserviert.
Bevor
unser Zug am Ende nach Lemberg aufbrach, wollte Olya uns noch mit
einem echten ukrainischen Borschtsch überraschen und obwohl wir ihr
einredeten, dass Rote Bete sehr lange zum Kochen brauche, ließ sie
sich nicht davon abbringen. Also schälten wir Möhren, schnitten
Pilze und brieten und kochten, was das Zeug hielt. Sogar das
gerufenen Taxi – wir waren schon viel zu spät für die Straßenbahn
– musste eine Weile auf uns warten. Und dann befand sich unser
Zugabteil auch noch am Ende des Bahnsteigs. Trotzdem waren wir
natürlich pünktlich und ich kam in den Genuss einer weiteren Fahrt
im Sowjetzug.
Mein
friedlicher Schlaf wurde vom dem lauten Gelaber unserer Zugbegleiter
jäh unterbrochen, noch lange bevor wir unser Ziel erreicht hatten.
In Lemberg selbst wurden wir dann von einem neuen Team Freiwilliger
und Helfer sowie zahlreichen Keksen begrüßt und in einem
langwierigen Prozess mit unseren Gastfamilien in Kontakt gebracht.
Wir waren zwei deutsche
Mädels bei unserer Gastmutter Tatjana, welche als Fremdsprache nur
Polnisch beherrschte. Welch ein Glück, dass ich in den 7 Monaten
meines Freiwilligendienstes schon eine solide Polnischbasis aufbauen
konnte und nun eine erste Gelegenheit bekam, meine Fähigkeiten als
Dolmetscher anzuwenden. Überhaupt war Polnisch besonders im ehemals
polnischen Lemberg sehr nützlich: Irgendwann fragte ich die Leute
schon gar nicht mehr, ob sie denn Englisch sprächen, sondern
quatschte sie einfach auf Polnisch zu, denn selbst wenn sie es nicht
sprachen, verstanden sie es doch. So konnte ich mich doch ganz gut
durch die Stadt navigieren, auch wenn ich 5 Leute fragen musste, bis
ich die Post fand. (Und man kann Briefmarken nur in der Post kaufen –
warum kannten die alle den Standort ihres Postamtes nicht?)
Unsere
Gastmutter fuhr mit uns und ihrer Tochter zum Sonntagsgottesdienst,
wo wir noch 4 andere Teilnehmer der Pilgerfahrt trafen. Nach der
Messe trafen wir uns mit dem Priester der Gemeinde und er berichtete
von dem neuen Kirchenbau, vom Engagement der Gemeinde für den Krieg
(sie stellen z.B. Tarnnetze her und sammeln Sachspenden für
Flüchtlinge) und zeigte uns den Musikraum der Jugend. Hinterher
waren wir zum Mittagessen eingeladen und bummelten ein bisschen durch
die Stadt, bevor in der
römisch-katholischen Verklärungskathedrale mit einem langen
Taizé-Gebet der offizielle Abschluss des Treffens begangen wurde.
Hinterher gab es aber noch
die Möglichkeit an einer Stadtrundfahrt teilzunehmen oder gemeinsam
ein Oster- und Folklore-Festival zu besuchen. Ich hatte eigentlich
letzteres tun wollen, aber angesichts der sehr kalten und windigen
Wetterlage und meiner nicht genügend warm haltenden Kleidung
entschied ich mich dagegen und verbrachte den Abend stattdessen mit
Olya, Lioba und deren Gasteltern in einem gemütlichen Café.
In unserer Gastgemeinde |
Mit meiner Gastmutter und -schwester |
Beim Abschlussgebet |
Den Montag nutzte ich für ein bisschen Sightseeing zusammen mit Lioba, bis mich mein (wahrhaft leerer) Bus schließlich heil und sicher wieder nach Hause brachte.
Die Freiheitsstatur von Lember ... die Fackel erschlug bei einem Absturz bereits einen Passanten |
Tanzende Schirme vor dem Theater |
So viel Schnee haben wir in Polen den ganzen Winter lang nicht gesehen |
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